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Was für eine Überfahrt. Zu viel Wind, zu viel Wellen, zu viel Regen, zu viel Wasser!
Irgendwie hat diesmal unsere Wettervorhersage geschummelt oder wir waren zu schnell und damit zu früh an einer zu windigen Stelle wo wir noch gar nicht geplant hatten zu sein 😊 Auf jeden Fall schafften wir mit bis zu 43 Knoten (80 km/h) Wind und einem Genua-Segel auf Handtuchgrösse verkleinert immer noch bis zu 10 Knoten schnell unterwegs zu sein. Die bis zu vier Meter hohen Wellen rockten uns ordentlich durch und schauten ab und zu fast in unser Cockpit herein. So kam es wie es kommen musste: während der Nachtwache der Bordfrau stieg eine Welle dermassen ins Cockpit ein, dass sie selber pitschnass wurde und mindestens 300 Liter Salzwasser noch durch den offenen Niedergang hinunter rauschten. Huiii, kam der Skipper aber schnell aus dem Bett im Salon hochgeschossen. Sofort Bilgenpumpe an, dann mit allen möglichen Tüchern das Wasser erstmal notdürftig beseitigen, die Bordfrau in trockene Kleider stecken und zum Schluss noch das Steckschot am Niedergang einsetzen. Da es auch noch Kübelweise Regen vom Himmel schüttete, verbanden wir unser IPad mit dem Plotter, so dass wir im Salon unten, bequem sämtliche Daten vom Radar bis zur Windstärke ablesen konnten. Einzig für einen gelegentlichen Rundumblick steckte nun Eines noch den Kopf den Niedergang hoch, ansonsten lebten wir die nächsten 24 Stunden ausschliesslich im Schiff unten.
Wie dem Foto unten zu entnehmen ist, tragen wir inzwischen unterwegs wieder lange Hosen, Pullover, Thermounterwäsche, Socken (ja, auch die Bordfrau) und Mütze so kalt ist es geworden. Von vorher ständigen 25-33 Grad kann es in der Nacht bis auf 15 Grad absinken. Das sind wir uns echt nicht mehr gewohnt 😊

Da wir zu schnell unterwegs waren, wäre die Ankunftszeit in Niue mitten in der Nacht erfolgt und somit mussten wir langsamer werden. Prompt liess der Wind bis fast zur Flaute nach und wir schmissen für die letzten paar Stunden den Motor mit ganz wenig Drehzahl an. Stellenweise kamen wir so nur noch mit 2 Knoten voran, dafür wurde es gerade hell als wir uns Donnerstagmorgen der Insel Niue näherten. Über Funk meldeten wir uns brav an und diesmal wurde uns sogar geantwortet: wir sollen uns fürs Einklarieren um 08:30 nochmals melden. Es goss noch immer in Strömen und langsam tasteten wir uns in die Bucht vor dem Ort Alofi hinein und suchten die Mooringbojen, denn Ankern ist verboten. Kaum hatten wir eine Boje entdeckt, hörte wie auf Bestellung der Regen auf, wir konnten KISU an die Mooring legen welche satte 38m tief unter KISU verankert ist und kaum im geschützten Cockpit zurück, begann es wieder zu schütten. Nun denn, die Dame am Radio Niue liess das Kalt als sie uns um halb Neun mitteilte wir sollen in einer Stunde am Pier zwecks Einklarieren erscheinen. Wir zogen unsere Badehosen an, hievten das Dinghy vom Deck ins Wasser, montierten den Aussenborder dran, zogen uns landgangmässigere Kleidung über und fuhren plötzlich im Sonnenschein zum Pier. Wie nett.

Nun ist das Anlegen mit Dinghy hier so eine spezielle Sache. Die Insel Niue ist die Spitze eines erloschenen Vulkans und eines der grössten gehobenen Atolle der Welt. Es erhebt sich zwischen 4000 und 5000 Meter über den Meeresgrund und schaut dabei an seiner höchsten Stelle doch nur 68 Meter aus dem Wasser. Rund um die Insel ist nichts als eine bis zu 30m steil aufragende Riffkante wo man nirgends anlanden kann. Somit wurde für die Fischerboote und die Dinghys ein hoher Betonpier hingestellt zusammen mit einem Kran darauf mit dessen Hilfe man sein Dinghy aus dem Wasser heraushebt und auf dem Pier parkiert! Obwohl ein elendiger Schwell aus Nord-West in die Bucht hereinlief (wir mussten uns auf KISU festhalten so sehr hat es am Ankerplatz geschaukelt) schafften wir Garçon4KISU perfekt an Land zu stellen und dabei noch fast trocken zu bleiben. So pünktlich wie wir trafen diesmal zwei Damen und ein Herr von Customs/Immigration/Health Authority ein und dank dem, dass wir die vier Formulare bereits im Voraus heruntergeladen und ausgefüllt hatten, dauerte das ganze Prozedere genau zwei Minuten und schon hatten wir die Stempel in unseren Pässen und somit die Berechtigung 30 Tage auf Niue zu bleiben. Wir trugen uns anschliessend im Yachtclub Niue ins Gästebuch ein (wir sind die Nummer 142 dieses Jahr), bekamen einen Inselplan mit den notwendigen Tipps was ist wo und wie und wann, gleich darauf erstanden wir bei der hiesigen Telekom ein kleines WLAN-Kästchen und hatten ab sofort das perfekteste Internet an Bord seit Verlassen von Panama. Online surfen fast ohne Limit (okay wir haben gleich 11GB gekauft 😉) und fast so schnell wie in der Schweiz, allerdings nicht ganz billig. Doch es war jeden neuseeländischen Dollar wert!

Der Skipper hat nämlich in seiner akribischen Art wie man es von ihm gewohnt ist, sämtliche Updates auf allen Handys, Laptops, Macbook, IPad, E-Reader…. durchgeführt, uns für die Zeit in der Schweiz von Ende Dezember bis Ende Februar eine möblierte Wohnung gesucht, gefunden und gemietet, vier Offerten für ein neues Segel angefordert, längst überfällige Mails und Kommentare auf unseren Blog beantwortet, Bankgeschäfte getätigt und und und …..

Zahlreiche Wäschen wurden gewaschen (vieles war vom Salzwasser gespült worden und das beginnt sehr schnell zu müffeln), selbst die Cockpitpolster wurden eingeseift und gut gespült, alle Bilgen mussten im Salon entwässert (wir fanden nochmals ca. 100 l Salzwasser) und herausgewaschen werden, dazu musste auch immer wieder der Watermaker laufen damit genügend Süsswasser vorhanden war. Durch die Erschütterungen während der Überfahrt hat sich die Badeplattform von KISU verklemmt und konnte nur mit viel Ausdauer vom Skipper geöffnet und repariert werden. Beim Geräteträger hat sich eine Schweissnaht gelöst; die Stelle wurde nun vorerst mit einem Klemmschlossgurt fest an die Reling gezurrt – das sollte halten bis Neuseeland und und und ….

Ob Niue schön ist? Bestimmt 😉
Wir haben immerhin schon einen Inselspaziergang gemacht, bei dem wir durch ganz Alofi gezottelt sind und uns dann von einem wesentlich älteren Ehepaar als wir selber es sind mit ihrem Auto mitnehmen lassen. Es war ein Kleinlieferwagen auf dem der Skipper und die Bordfrau auf der Ladeplattform stehend mit etwa 60 Sachen Richtung Supermarkt im Inselinneren gebraust sind. Es war leider unmöglich davon ein Foto zu schiessen, ohne sich dabei umbringen zu wollen. Aber es war eine Riesen-Gaudi 😊
Eingekauft haben wir nur zwei Getränkeflaschen, mussten wir den langen Rückweg doch vielleicht laufen. Aber der Skipper hielt einfach den Daumen raus und bereits das zehnte Auto nahm uns wieder zurück nach Alofi.

Einen zweiten Ausflug machten wir mit dem Yachtclub-Taxi gezielt zum Supermarkt um vor allem im Getränkeladen ‘Bond’ taxfrei für Yachtis einzukaufen. Wein konnte so zu erträglichen Preisen und das Bier zu sensationell günstigen 1.08 sFR gekauft werden (wie weit ist es mit uns schon gekommen, dass wir 1.08 für eine Dose Bier sensationell günstig halten 😉)

Ach ja, unseren ersten Buckelwal haben wir hier in der Bucht auch gesichtet. Ungefähr 200m von KISU entfernt, ist er mehrere Male hintereinander auf- und wieder eingetaucht. Der Skipper hat Delfine gesehen und die Bordfrau eine grosse Wasserschildkröte. Immer wieder beeindruckend, wenn wir die Tiere in ihrem natürlichen Element erleben dürfen.

Nach acht Tagen mehr oder weniger viel Schwell in die Ankerbucht hinein, werden wir uns am Freitag dem 13. September von Niue (oder dem besten Internet der Südsee) verabschieden und nach Tonga weiterziehen. Gut, dass nur die Hälfte der Besatzung abergläubisch ist.
Während wir hier in Niue zeitmässig noch 13 Stunden hinter der Schweizerzeit zurück liegen, werden wir auf unserer Fahrt nach Tonga die Datumsgrenze überschreiten und euch dann 11 Stunden voraus sein 😊😊 Mal schauen, ob wir den Sprung merken werden.

Gaby