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Nach einer mehr oder weniger angenehmen Nachtfahrt (der Skipper übernimmt für die Bordfrau die eine oder andere Wache – während sie wiederum seine Ruhe-/Schlafzeiten eifrig abarbeitet) treffen wir am Sonntagmorgen auf den British Virgin Island (BVI) genauer auf Virgin Gorda in Spanish Town ein. Diesen Ort hatten wir uns nur wegen der Einklarierungszeremonie ausgesucht. Wie bereits von anderen Segelfreunden erfahren, war der Hurrikan Irma in den gesamten Virgin Islands mit vollem Potential durchgerauscht und die dadurch verursachten Schäden sind noch immer überall sichtbar. Das Einklarieren verlangte einiges an Freundlichkeit unsererseits ab, den einer der drei Beamten hatte wohl seinen besonders schlechten Tag und die beiden anderen nur ihren miesen Tag 😉

Am Montag trafen dann Willi und Magali von der VELA DARE wie abgemacht hier ein. Mit ihnen unternahmen wir einen Tag später einen unserer bisher tollsten Ausflüge. Die ‘Baths’ liegen etwa 2 Kilometer neben Spanish Town und so beschlossen wir mit unserem Dinghy, Garçon 4 KISU, dorthin zu brausen. Dort angekommen machten wir an den dafür vorgesehenen Bojen fest und mussten nun die letzten Meter zum Strand schwimmend zurücklegen. Dann erwartete uns eine wunderschöne Umgebung mit türkisfarbenem Wasser, runden Felsen, Höhlen sowie einem Weg, den es nun zwischen den Felsen hindurch zu finden galt. Mehr als einmal verliefen wir uns, dafür wurde uns jedoch auch immer wieder eine neue schöne Höhle in wunderbarem Licht oder eine besondere Steinformation geboten. Für den Rückweg beschlossen wir dann über statt durch die Felsen zu laufen, was uns gleich in eine ganz andere Welt versetzte. Auf dem höchsten Felsen war ein tolles Restaurant mit schöner Aussicht über die Baths und unzählige Virgin Island in der Ferne, und so gönnten wir uns da ein leckeres Mittagessen.
Mit Garçon 4 KISU fuhren wir dann noch eine Bucht weiter zum Schnorcheln was aber nichts Besonderes war. Der Skipper und die Bordfrau lernten dank der VELA DARE-Crew wie man mehr oder weniger elegant aus dem Wasser zurück ins Dinghy plumpst. Mit einem Sundowner liessen wir den Tag gemeinsam ausklingen und verabredeten uns dabei per WhatsApp mit der YUANA- und der TRITON-Crew (sie befanden sich zurzeit ebenfalls in den BVI’s) für den nächsten Tag.

Das tolle an den BVI’s: alle Inseln liegen recht nahe beieinander und somit sind immer nur kurze Strecken zurück zu legen, sprich man muss am Morgen auch nicht so früh los. Somit hievten wir den Anker erst gegen elf Uhr hoch um weiter auf die Nordseite von Virgin Gorda, in den Gorda Sound zu segeln. In der Leverick Bay war unser Treffpunkt und es sah auf dem Plotter schon fast wie eine Sternfahrt aus, wie unsere vier Segelschiffe sich dem heutigen Tagesziel aus unterschiedlichen Richtungen näherten. Kurz hintereinander traf ein Schiff nach dem anderen in der Bay ein und wir verabredeten uns an Land zum Sundowner und Abendessen. Bei einem oder vielleicht auch zwei oder drei Painkiller (DER Drink in den BVI und himmlisch gut) sowie anschliessendem Essen schwelgten wir alle nochmal in Erinnerungen was wir bis hierher erlebt hatten. Es war ein herrlicher Abend unter Freunden mit dem bitteren Nachgeschmack, dass wir uns hier endgültig von Markus, Manuela, Yannic und Julia von der YUANA verabschieden mussten. Ihr Weg führt sie nun zurück nach Europa und wir wünschen Euch allzeit gute Fahrt und vielen Dank für die tolle Zeit, die wir mit euch hatten!

Den Donnerstagmorgen verbrachten wir mit Cosima und Ralf von der TRITON auf KISU. Ralf tüftelte mit dem Skipper an technischen Details für einen unabhängigen Ersatz-Autopiloten (Second Source), währenddessen Cosima der Bordfrau in fotografischen Belangen auf die Sprünge half. Dabei blieb auch noch genügend Zeit für einen Plausch und eh man sich’s versah, war es schon Nachmittag geworden. Schnell wurde mit VELA DARE und TRITON der nächste Sundowner an Land beschlossen und ein paar weitere Painkiller vernichtet. Dabei haben wir drei verbleibende Boote entschieden am kommenden Tag die nördlichste und zweitgrösste Insel der BVI’s anzulaufen – Anegada, eine Koralleninsel.

In Anegada erwartete uns milchig-türkises Wasser und zum ersten Mal mussten wir mit KISU im Schleichtempo durch das Ankerfeld. Mit unseren 2m20 Tiefgang und den teilweise nur 1.8m Tiefe gemäss Plotter kamen wir mal nicht nur wegen der karibischen Sonne ins Schwitzen. Aber alles ging gut – wir waren nie in flacherem Wasser als 2.5m unterwegs. Aber ganz ehrlich, du kneifst dir dabei schon die Backen zusammen 😉 Leider war es ein sehr unruhiger Ankerplatz da er voll im Wind lag und uns somit Tag und Nacht wegen der Wellen ziemlich durchschaukelte.
An Land suchten wir Sechs uns ein Taxi mit dem wir uns für den nächsten Tag zu einer Inselrundfahrt verabredeten. Ich verzichte an dieser Stelle zu erwähnen, dass wir anschliessend noch Painkiller schlürften.

Inselrundfahrt auf Anegada: Die höchste Erhebung auf Anegada beträgt stolze 8 Meter, beheimatet ein paar Flamingos welche nur durch ein Fernrohr zu sehen waren, hat eine Leguan-Aufzuchtstation, eine Hauptstadt welche mit dem Auto in zwei Minuten durchfahren ist sowie einen ‘International Airport’ auf dem nun wirklich nicht die Hölle los ist. Wir verbrachten etwa drei Stunden an einem wunderschönen Sandstrand. Das Schnorchel-Erlebnis war eher bescheiden; zumal die Hälfte von uns vergessen hatten ihre Schnorchel einzupacken und zum anderen durch die vorherrschende starke Strömung. Aber der Aufenthalt bot Zeit zum Relaxen, leckeren Tuna-Sandwiches und herrlichen Gesprächen. Zum Abschluss des Ausfluges wurden wir von Ralf noch zu Kaffee und Kuchen eingeladen und anschliessend ging es auf die VELA DARE zum Sundowner. Und schon wieder galt es am Ende des Tages Abschied zu nehmen – Cosima und Ralf machen sich auf den Weg in die USA wo sie ihre TRITON während der Hurrikan-Saison liegen lassen um sie dann nächstes Jahr zurück nach Europa zu segeln. Für die mit euch verbrachte Zeit sagen wir Danke und selten haben wir so viel gelacht wie mit euch. Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und glückliche Weiterreise.

Da waren es nur noch zwei Segelschiffe. Unser grösster Wunsch war nun eine gaaaaanz ruhige Bucht zu finden. Dies wurde uns mit der Bucht ‘Little Harbour’ die wir auf Peter Island anliefen auch erfüllt. Plötzlich lagen wir ruhig wie auf einem See und mussten die Bucht mit nur vier weiteren Katamaranen teilen – herrlich! In den nächsten zwei Tage verbrachten wir mal wieder etwas Zeit um auf unseren Booten zu arbeiten, oder mit faulenzen aber auch mit einer Schnorchelrunde in der Bucht, welche mit zahlreichen verschiedenen Fischen und einigen wenigen den Hurrikan überlebten Korallen sehr schön war. Der Skipper liess es sich natürlich nicht nehmen in dieser ruhigen Bucht die Höchstgeschwindigkeit von Garçon 4 KISU zu testen. Und nun stellt euch das Grinsen von ihm vor, als er mit dem mitgeführten GPS eine Anzeige von 16.3 Knoten (fast 30km/h) nachweisen konnte 😊
Und dann hiess es erneut Abschied nehmen: Willi und Magali werden ihr Schiff in die USA steuern um dort die Hurrikan Saison hoffentlich gut zu überdauern. Immerhin können wir darauf hoffen, uns im März 2019 auf dem Weg Richtung Panama wieder zu sehen. Merci für die schöne Zeit, weiterhin gute Fahrt und bis dann…

Für uns ging die Reise weiter nach Road Town auf der Insel Tortola. Dort liessen wir KISU für einen Tag im Hafenbecken liegen und fuhren mit einer Fähre nach Charlotte Amalie auf St. Thomas. Diese Insel gehört bereits zu den US-Virgin Island. Unser Aufenthalt hatte einzig den Zweck dank eines Schlupflochs im amerikanischen Systems, erst eine Personeneinreise in die ‘USA’ zu machen und dadurch können wir dann anschliessend auch mit KISU ohne langes Prozedere wie Interviews etc. in US-Gewässer einreisen. Die Hinfahrt morgens um 09:00 klappte problemlos und auch die Einreiseformalitäten gingen ereignislos über die Bühne. Wir hatten nun drei Stunden Zeit uns die Stadt ein wenig anzuschauen – aber auch hier wie überall in den BVI’s – ‘Irma’ hatte letzten Herbst ganze Arbeit geleistet. Die Region wird noch Jahre brauchen um sich davon zu erholen und dementsprechend gibt es auch nicht viel Schönes zu sehen.
Hier erfuhr die Bordfrau auch, dass ihre beste Freundin den Kampf gegen die Krankheit verloren hatte und so musste gedanklich ein weiterer sehr schwerer Abschied hingenommen werden. Du fäusch mir!
Die Rückreise mit der Fähre, obwohl bereits am frühen Morgen gebucht und bezahlt, klappte nicht. So mussten wir zwei weitere Tickets zu je 20$ lösen um wieder zurück zu KISU zu gelangen, die in Road Town fröhlich schaukelnd im hohen Wellengang auf uns gewartet hat. Nach einer sehr unruhigen Nacht entschieden wir uns am Freitagmorgen, sofort zurück nach Peter Island in ‘unsere’ ruhige Bucht zu fahren. Zumal für das Wochenende Starkwind vorhergesagt wurde, der auch eintraf. Und wirklich, hier liegen wir wieder wie in Abrahams Schoss.

Am Montag geht es noch nach Sopers Hole auf Tortola zum Ausklarieren und dann werden wir uns auf St. Croix den amerikanischen Virgin Island und Sitten zuwenden. Wir sind gespannt 😊

Resümee BVI: Vielleicht lag es an zu hohen Erwartungen unsererseits (es war ein jahrelanger Traum gewesen mit unserem eigenen Schiff hierher zu kommen), oder es lag an den vielen Abschieden hier, an den ‘very expensiven’ Preisen (ein Brot 5$ / ein Bier 6$) oder an der unglaublichen Zerstörung durch den Wirbelsturm Irma und die nur schleppend einsetzenden Aufräumarbeiten – die British Virgin Island sind für uns ein bisschen enttäuschend.
Und doch haben wir hier mit ‘The Baths’ unseren beeindruckendsten Ausflug an Land erlebt und mit der für uns schönsten Bucht ‘Little Harbour’ auf Peter Island uns wieder etwas mit den BVI’s ausgesöhnt.

Gaby