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Wie lange können 36 Stunden sein?
Wenn man Ferien hat, sind 36 Stunden relativ kurz.
Wenn man Zahnschmerzen hat hingegen sehr lange.
Für ein Kind welches auf Weihnachten wartet, sind 36 Stunden wiederum eine kleine Ewigkeit.
Hätte man der Bordfrau vor zwei Monaten gesagt, sie müsse nun 36 Stunden ohne Halt auf KISU unterwegs sein, sie wäre nicht wirklich in Begeisterungsstürme ausgebrochen (na gut, jetzt auch noch nicht 😉). Aber inzwischen sprechen der Skipper und die Bordfrau von einem ‘kleinen Hüpfer’, wenn sie von Madeira nach La Palma 36 Stunden brauchen.

Vergangenen Montag legten wir um 05:30 in Funchal ab ohne grossen Lärm zu machen; schliesslich waren alle anderen Segler noch mitten in ihren Träumen der Nacht. Da die Vorhersage uns Null Wind für die bevorstehende Fahrt prophezeite, haben wir auch gar nicht erst versucht die Segel vorzubereiten beziehungsweise zu setzen. Wir baten den Dieselwind um Unterstützung und es sei hier gleich vorweggenommen: den Motor haben wir erst wieder ausgemacht, als wir im Hafen La Palma angelegt hatten. Für uns begannen 36 Stunden friedliches dahingleiten, da das Meer zeitweise so ruhig war, dass sich die Schönwetterwolken im Wasser spiegelten. Die Bordfrau genoss es sehr, ohne die lästige Schaukelei und ohne Übelkeit die Zeit verbringen zu können. Der Skipper hatte wegen fehlender Beschäftigung nun endlich Zeit sich dem Fischen zu widmen. Die schicke Fischerrolle zierte ja nun seit Holland unsere KISU, aber ausprobiert wurde sie noch nicht. Der Köder war schnell ausgeworfen und natürlich auch gleich noch die GoPro-Kamera installiert, damit der grosse Fang dann auch perfekt in Szene gesetzt werden kann. Oder sollten wir besser sagen: könnte? Denn so wenig sich die nächsten 36 Stunden der Wind zeigte oder ein anderes Schiff unseren Weg kreuzte – nämlich Null, so viele Fische haben wir gefangen 😊 Ein Mann in Santa Cruz de la Palma konnte den Skipper dann aber beruhigen. Dadurch dass das Meer zurzeit zu Warm sei würden sich die Fische in die Tiefe verziehen. Wir schleppen jedoch unsere Köder an der Wasseroberfläche nach. Aber der Skipper hat auf La Palma bereits ein Angelzubehörgeschäft heimgesucht, um mit einem sogenannten Vorfach zwischen Angeldraht und Köder die Fangquote erhöhen zu können. Wir halten euch auf dem Laufenden 😊

Die Marina La Palma ist sehr schön, wenn auch nicht von Seglern wirklich überfrequentiert. Dadurch sind bereits vor Jahren sämtliche Geschäfte in der Marina eingegangen und einzig ein Restaurant hat noch von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. In der Ortschaft neben der Marina erhalten wir aber alles was wir benötigen und die Strandpromenade ‘Avenida Maritima’ mit ihren Holzbalkonen ist absolut sehenswert. Diese Holzbalkone an den Hausfassaden bilden ein besonders gut erhaltenes Ensemble kanarischer Balkonarchitektur. Die Balkone hatten neben der dekorativen Ausschmückung der Hausfassade seit jeher auch ihren praktischen Nutzen: Sie dienten der Frischluftzufuhr. Die Rückseiten der Häuser sind in östlicher Richtung dem Atlantik mit seinen Passatwinden zugewandt und die Bewohner nutzten so die frische Meeresbrise, um ihre Räumlichkeiten zu belüften. Darüber hinaus wurden an den Balkonenden oft die Toilette angebracht, damit sowohl der Geruch wie auch das Abwasser ausserhalb der Häuser auf der Strasse blieben.
Des Weiteren findet sich im Ort mal wieder ein Nachbau der Santa Maria von Kolumbus. Sehr schön ist auch die Kirche San Francisco, die zum kulturhistorischen Denkmal erklärt wurde. In der Marina selber ist mit Kreuzfahrtschiffen und Fähren welche zeitweise im Stundentakt ein und auslaufen einiges los, aber in der Nacht dadurch auch manchmal etwas lärmig.

Den Geburtstag vom Skipper haben wir hier auch noch gebührend gefeiert – La Palma hat gleich einen offiziellen Feiertag daraus gemacht. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass ein gewisser Herr Kolumbus just an einem 12. Oktober Amerika entdeckt hat 😉

Gestern Nachmittag durften wir dann den ersten ungeplanten Besuch auf KISU empfangen. Vom Skipper seinem letzten Arbeitgeber konnten wir den Verwaltungsratspräsidenten und seine Frau (auch Verwaltungsrat) begrüssen. Nachdem wir uns auf Madeira knapp verpasst haben, hat es jetzt geklappt. Die Zwei sind auf einer speziellen Kreuzfahrt unterwegs und wollten schauen wie es ihrem ‘Rentner’ geht. Wir haben uns mächtig gefreut.

Am Abend schauten dann noch Maria und Fabian spontan bei uns vorbei. Die Beiden verbringen auf La Palma ihre Ferien und wir hatten sie im ortsansässigen Angelzubehörgeschäft kennengelernt – Schweizerdeutsch fällt halt auf. So liessen wir den Tag mit ihnen bei einem netten Plausch ausklingen.

Gaby