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Eigentlich tut sich die Bordfrau in der momentanen Situation, die sich auch für uns explosionsartig verändert hat, etwas schwer einen Blog zu schreiben. Aber damit wir uns dereinst im Altersheim sitzend vielleicht noch zurückerinnern können…😉

Da hatten wir doch einen Termin, um KISU an Land holen zu können, noch im Dezember ‘19 für den Montag den 23. März 2020 abgemacht. Und wie wir Schweizer so sind, pünktlich um 13:30 Uhr kreisten wir vor dem Kran herum, konnten dann wie üblich vorwärts hereinfahren und wurden aus dem Wasser angehoben. Nun ist dieser Kran scheinbar nicht für Schiffe in unserer Grösse gemacht. Erst meinten sie, dass wir den Vorstag von der Genua abmontieren sollten damit sie uns hoch genug anheben könnten. Da haben wir aber klar nicht mitgemacht; zu aufwändig, zu riskant für uns. Also haben sie uns wieder ins Wasser abgesenkt damit wir wenden konnten, um dann, nach der Demontage der 7m Funkantenne, rückwärts hineinzufahren. Gesagt – getan und mit ca. 2cm Luft zwischen unseren Solarzellen und dem Querbalken des Kranes konnten sie KISU so an Land holen. Du meine Güte hatte KISU Muscheln, Pocken und Algen an ihrem Bauch. Doch dank des Einsatzes von zwei Hafenmitarbeitern mit ihren Hochdruckreinigern war binnen einer halben Stunde alles abgespritzt und nun stritten sich die Möwen um die am Boden liegenden Muscheln. KISU wurde alsdann an ihren Platz auf dem Yard gefahren und abgestellt sowie zusätzlich mit Unterstellböcken abgestützt.
Der Skipper indessen eilte zum Yard-Office um mitzuteilen, dass nun mit Vollgas gearbeitet werden könne, damit bis zum kommenden Freitag alles fertig wäre da wir am Montag darauf zurück ins Wasser wollten.
Jetzt stellt euch mal das bedröppelte Gesicht des Skippers vor als ihm die Dame vom Office mitteilte, dass sie vor einer halben Stunde informiert worden wäre, dass am Mittwoch dem 25.03. um Mitternacht der Lockdown für einen Monat in Neuseeland beginnt und somit nicht mehr gearbeitet werden könnte 😮

So wurde kurzerhand eine Krisensitzung auf KISU einberufen mit dem Ergebnis, dass wir unter keinen Umständen einen Monat an Land stehen wollten. Wasser (abwaschen, duschen) und Toiletten könnte nicht gebraucht werden, dazu müssten wir immer über eine drei Meter hohe Leiter turnen um das Boot verlassen zu können und noch für jeden Tag 20.- Franken abdrücken wo wir eh schon einen bezahlten Hafenplatz hatten. Also wurde vereinbart, da wir dringend die Simmerringe (Dichtungen) am Sail-Drive am Dienstagmorgen noch wechseln lassen mussten, dass wir am Mittwoch auf alle Fälle wieder per Kran von ihnen eingewassert werden würden.
Der Skipper holte nun den Mietwagen ab, wir seilten unser Gepäck sowie die notwendigen Lebensmittel über die drei Meter hohe Bordwand hinunter und fuhren in das von uns für eine Woche gemietete Airbnb auf den Opua-Hill hinauf. Hier zogen wir, natürlich mit der nötigen 2m-Distanz-wahrend zu den Vermietern, in ein bezauberndes 2-Zimmer-Logis ein.
Für den nächsten Morgen war um 10 Uhr der Mechaniker bestellt um das Öl im Getriebe zu wechseln und die Anbringung der neuen Simmerringe durchzuführen. Um 11 Uhr eilte der Skipper ins Yanmar-Büro, da noch immer niemand bei KISU aufgetaucht war. Mit dem Hinweis unserer Dringlichkeit, dass wir nur heute diesen Austausch noch vornehmen könnten, bemühte sich dann ein Mechaniker zu unserem Schiff. Er bestand darauf, dass wir uns auf unserem Schiff aufhalten müssten, während er unter KISU zu Werke ging. Kein Problem für uns und so sahen wir ihm nach einer halben Stunde zu wie er sich wieder entfernte. Naja, sicher Mittagspause. Als der Mechaniker auch um 14 Uhr noch nicht zurück war, musste sich der Skipper erneut ins Yanmar-Office begeben 😣 Ja sie müssten erst die passenden Ersatzteile bestellen aber morgen früh würden die sicher eintreffen und sogleich verbaut. Wieso erst jetzt bestellen? Wir hatten bei der Terminvereinbarung im Dezember die genaue Artikelnummer den Leuten mitgeteilt, damit es kein Verzögerung geben würde!?!

Wollt ihr raten, ob die Teile am nächsten Morgen geliefert wurden? Genau, sie waren nicht eingetroffen.
Immerhin erschien dann der Chefmechaniker persönlich, um uns die alten Teile wieder zu montieren, brachte auch das passende Getriebeöl mit, welches aber der Skipper selber einfüllen musste, denn der Mechaniker würde unter keinen Umständen an Bord kommen. Kein Problem, das ist inzwischen dem Skipper seine leichteste Übung 😉 Der Mechaniker war dann so nett und meldete dem Yard-Office, dass wir soweit fürs Einwassern wären. Erst musste jedoch die Rechnung beglichen werden ansonsten wird nicht Eingewassert! Es muss alles seine Ordnung haben. Kaum das die Kreditkarte durchs Kästchen gezogen war, wurde auch schon der Motor vom Kran angeworfen und KISU flott ins Wasser zurückgesetzt. Nach zweihundert Metern Fahrt waren wir schon bei unserem Hafenplatz angekommen. Als wir vor vier Monaten das erste Mal auf unseren Hafenplatz fuhren, hatte der Skipper irrtümlich den falschen Platz angesteuert. Also war die Bordfrau bemüht den Skipper darauf hinzuweisen doch diesmal bitte links von unserem Nachbarn Phil einzuparken. Wieso er dann erneut den rechten Platz wählte wird ihm für den Rest seines Skipper-Daseins auf KISU nun augenzwinkernd vorgeworfen werden. Doch zu guter Letzt schafften wir es in unsere Box und sind unglaublich happy unser ‘Stay home’ im Wasser verbringen zu dürfen. Und KISU freut sich bestimmt, dass sie nun für etwa einen halben Monat ein sauberes Unterwasser hat 😊 Wer weiss, vielleicht in einem oder zwei oder drei Monaten versuchen wir erneut KISU an Land zu holen um dann doch noch ein neues Antifouling auftragen zu können und eventuell diesmal neue Simmerringe zu erhalten.

Wir vermuten, dass einige Neuseeländer und Segler vom hiesigen Lockdown überrascht wurden. Als wir eine Woche vorher im Hafenbüro um eine zweimonatige Verlängerung des Hafenplatzes nachfragten, meinte die Dame dort: ‘ nun machen sie Mal keinen auf Panik! ’ Haben wir gar nicht, wir gehen einfach gerne auf Nummer sicher. Und siehe da, jetzt sind wir froh, dass wir das schon mal geregelt hatten, denn das Marinaoffice ist seit letzten Mittwoch verwaist und die Toiletten, der Internetraum sowie die Wäscherei abgeriegelt. Uns störts nicht, wir haben alles auf KISU 😊

Was wir auch noch just vor dem Lockdown geschafft haben: der Skipper ist neu stolzer Besitzer eines Subaru Outback. Hübsche Farbe, gross genug um mal grössere Gegenstände zu transportiert und dass das Auto schon 290’000 km auf dem Buckel hat soll uns egal sein solange der Motor schnurrt.

Ansonsten arbeiten wir an To-Do-Listen – sei es, um neue Listen zu erstellen oder bereits bestehende abzuarbeiten. Geschätzte 3000 e-Books könnten wir auch noch lesen. Also machen wir das Bestmögliche aus der Situation.

Wir wünschen Euch und euren Lieben gesundes Durchkommen!

Gaby