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Also unsere Ausfahrt durch den Pass in Raroia verlief ohne jegliche Berücksichtigung von Vorgaben wunderbar, wir beschleunigten kurzfristig auf 9 Knoten über Grund und dann waren wir draussen. Zusammen mit der ARI B und der MI’RAJ lag eine Nachtfahrt vor uns die komplett ereignislos verlief.

Ziemlich neben der Slacktime fuhren wir am nächsten Morgen durch den Pass ins Makemo-Atoll hinein und gleich daneben vor dem Dorf Pouheva fiel der Anker. Noch am gleichen Tag stellte sich heraus, dass ein stürmischer Wind über die Tuamotus in den nächsten Tagen fegen soll. Die Einheimischen nennen den Wind aus Süd-Ost „Mara’amu“ und der kann zwei Stunden, zwei Tage oder auch zwei Wochen anhalten (nennen wir es also Glück, dass es bei uns ’nur‘ sechs Tage dauern wird).
Hier im Dorf welches nördlich im Atoll lag wollten wir nicht bleiben, da sich eine Welle über die Lagune aufbauen würde. Wir und vier weitere Schiffe verlegten uns somit am nächsten Tag in eine Bucht im Osten. Die Fahrt dorthin gelang fast allen gut – nur ein Katamaran schaffte es mitten auf einen Korallenkopf von unübersehbarer Grösse aufzufahren. Er konnte sich, da wir uns noch in ansteigender Flut befanden, selbst befreien und kam ohne Schaden davon. Aber den Spott hatte er natürlich weg. Vielleicht sollte man im Donald-Land doch mal über die Einführung einer Schiffsprüfung nachdenken 😉

Das Ankerfeld in der Bucht war übersäht von kleinen Korallenköpfen und es war unmöglich einen Platz für 50 Meter Kette nur mit Sand zu finden. Also lag die Kette garantiert auf mindestens einem Korallenkopf auf und dadurch hatten wir im Schiff, welches wie ein Resonanzkörper funktioniert, vor allem in den Nächten einige Nebengeräusche. Diese wurden jedoch bald schon von den heftigen Windgeräuschen übertönt. Einen Tag konnten wir noch einen Landspaziergang mit Sonne machen und die Zeit nutzen alles niet- und nagelfest zu binden, dann zog sich der Himmel immer mehr zu einem dunklen bedrohlichen Grau zusammen bevor der Sturm losbrach. Für die nächsten fünf Tage hörten wir von den anderen vier Schiffen nur noch über Funk wie es ihnen ergeht und wer wieviel Windstärke gemessen hat. Die heftigste Bö hatten wir in der zweiten Nacht mit immerhin 46 Knoten (83 km/h) aber oft sank die Windgeschwindigkeit während Stunden nicht unter 30 Knoten. Die Wellenhöhe betrug nur etwa einen halben Meter so dass es vom Schaukeln her wenigstens recht erträglich war. Durch den immer wieder starken Regen waren wir die meiste Zeit gezwungen uns im Schiff unten aufzuhalten. Die Zeit nutzten wir um Musik (der Skipper) und E-Books (die Bordfrau), welche wir von verschiedenen Mitseglern erhalten hatten, durchzusehen und zusammenzuführen. Wenn der Regen dann mal eine Pause einlegte, wurden sofort die Entlastungsleinen für die Ankerwinsch an der Ankerkette kontrolliert. Dabei entdeckten wir eher zufällig, weshalb unsere Genuareffleine ständig durchgescheuert wird. Eine der Umlenkrollen war dermassen abgenutzt, dass statt einer Rolle nur noch eine scharfkantige Scheuerstelle vorhanden war.
Dazwischen mal ein Hinano (tahitisches Bier mit Skippers Jahrgang) schlürfend, brachten wir die Zeit am Tage so erstaunlich schnell durch. Nur die Nächte waren mühsam, wenn man plötzlich Zeit hat über die Windstärke nachzudenken oder was, wenn der Anker nun doch nicht halten würde… Da werden Minuten zu Stunden 😉

Doch gottlob gehen auch anstrengende Zeiten mal zu Ende und unglaublich, aber alle Boote in der ‚East-Anchorage‘ kamen unbeschadet davon und jedem sein Anker hatte standgehalten. Trotzdem waren alle sehr froh als am sechsten Tag seit Beginn des Mara’amus erstmal die Sonne sich wieder schüchtern zeigte und der Wind nur noch ein ‚laues Lüftchen‘ von 20 Knoten war. Spontan wurde zu einer Survival-Party eingeladen und MAKING MEMORIES, MI’RAJ, ARI B und KISU trafen sich auf der ALIA VITA zum Feiern. Dass Bob von der ALIA VITA und Alex von der ARI B zugleich an dem Sonntag noch Geburtstag feierten, liess die Party natürlich hochgehen. Die Erleichterung stand aber allen ins Gesicht geschrieben, denn keiner hatte bis anhin einen solchen Sturm überstehen müssen.

Beim nächsten Spaziergang auf dem Korallenriff hatte es dann ganz neue Steinformationen und Farben am Strand. Vermutlich durch die hohen Wellen ausserhalb des Atolls wurden grössere, lose Korallenstücke ziemlich herumgeschlagen und brachen dadurch auseinander. Fast wie Edelsteine schimmerten nun gelbe, violette oder rötliche Korallenbruchstücke zwischen den ansonsten braunen Überresten von Korallen am Uferrand. Wunderschön! Auch die Krabbenwelt war sichtlich froh darüber, dass die stürmische Zeit vorbei war und liess sich blicken. Die schwarz-orange Krabbe lag ganz still in ihrem Wassertümpelchen, während die ca. 30cm grosse metallic-schimmernde Krabbe am Strand mit geöffneten Scheren voll zum Angriff auf uns überging 😊

Durch den Sturm in der Bucht war uns aber allen nicht mehr zum länger hier Verweilen zumute und so verlegten wir am Montag alle noch zurück ins Dorf Pouheva.
Ja und hier liegen wir nun schon wieder eine ganze Woche in beinahe ständiger Windstille. Eigentlich möchten wir ins nächste Atoll weiterfahren aber ohne Wind geht langsam nichts mehr. Diesel ist erst wieder in Tahiti erhältlich und bei den zahlreichen Regentagen mussten wir immer wieder den Motor zur Stromgewinnung nehmen. Während wir nun auf Wind warten (ja uns kann man es auch nie recht machen) versuchen wir uns mit Standup paddeln oder schnorcheln statt tauchen. Schon drei Mal haben der Skipper, Carla von der ARI B und Bill von der MI’RAJ vergeblich versucht im Pass zu tauchen. Leider bis anhin ohne Erfolg. Man taucht nur wenn die Strömung durch den Pass in die Lagune hineinläuft (was ja theoretisch alle 12 Stunden mal der Fall wäre). Aber da kannst du im Makemo-Atoll warten bis du schwarz wirst (darf man das so heute noch sagen oder ist das auch nicht mehr politisch korrekt), das Wasser läuft hier zurzeit 24 Stunden am Tage raus! Und wenn das Wasser aus dem Atoll hinaus läuft ist es zu gefährlich zum Tauchen, man will ja nicht in den Pazifischen Ozean geschwemmt werden.
Als weiteren Zeitvertreib haben wir hier in Pouheva grad das jährlich stattfindende Heiva-Fest. Es gibt verschiedene sportliche Wettkämpfe oder auch Tanz und Gesangswettbewerbe. Die Miss-Makemo-Wahl, mit vier(!) Teilnehmerinnen, haben wir uns angeschaut aber leider nur unbrauchbare Fotos geschossen. Somit müssen wir euch die Vorstellung der Miss Makemo eurer Fantasie überlassen 😉 Eines sei jedoch erwähnt: der polynesische Standard hat sich dem weltweiten Magerwahn angepasst.

Ein ziemliches Spektakel erlebte der Ort am vergangenen Freitag, als ein nicht sehr grosses Fischerboot (siehe Foto) einen ungefähr zwei Meter langen Marlin an den Pier brachte.(Dölf, da ist noch Luft nach oben 😉)
Mit der Schaufel eines Baggers wurde der Fisch vom Boot an Land gehievt und war natürlich die Attraktion des Nachmittags.

Noch ein Wort zu den Fotos zum jeweiligen Blog: leider ist es uns noch immer nicht möglich, die entsprechenden Bilder zum Text mitzuliefern.
Brauchbares Internet gibt es in den Tuamotus nicht und somit müsst ihr euch noch etwas gedulden. Aber wir sind zuversichtlich, dass spätestens in Tahiti die Fotos nachgereicht werden.
Unser nächster Stopp wird im Tahanea-Atoll sein und dann noch einen Halt im Fakarava-Atoll. Anschliessend geht es ab zu den Gesellschaftsinseln, sprich nach Tahiti – Fotos hochladen 😊

Gaby