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Die Bordfrau würde hier ein klares NEIN hinzufügen.
Wie sieht das der Skipper? Gute Frage – nächste Frage!

Wieso ist KISU denn nach Rarotonga gefahren?
Na ja, im Voraus weiss man ja nie was einem erwartet 😊
Aber, was klar für Rarotonga sprach, war das man nur fünf statt gleich neun bis zehn Tage am Stück unterwegs sein muss. Allerdings genügten uns fünf Tage füglich, um mal wieder unser Leichtwindsegel Code Zero kaputt zu kriegen. Zu Beginn der Reise war nämlich nur sehr wenig Wind, doch mit dem Code Zero konnten wir die ersten beiden Tage wunderbar segeln. Dann nahm der Wind stetig zu und wir wechselten auf die Genua. Nun ist das Code Zero relativ nahe hinter der Genua aufgezogen und scheinbar konnte die Genua durch Reibung das Code Zero abrollen. Natürlich mitten in der Nacht! Der Skipper durfte somit mal wieder auf dem Vordeck herumturnen und das sich in seine einzelnen Bahnen zerlegende Segel einfangen, aufs Deck niederdrücken und mit Leinen zu einem netten Päckchen verschnüren. Und so liegt das Code Zero nun in der Gästekabine und Skipper wie Bordfrau sind sich ziemlich einig, dass dies das letzte Mal gewesen war, wo wir dieses Segel verwendet haben. In zwei Jahren dreimal eingesetzt und dabei zweimal zerrissen. Definitiv eine zu schlechte und zu teure Bilanz 😉

Dafür kamen wir erneut exakt nach Skippers Berechnung am fünften Tag Montagmorgen in der Frühe auf der Insel Rarotonga, genauer im Hafen Avatiu an. Da sich niemand auf unseren Funkspruch hin meldete, fuhren wir flott ins Hafenbecken rein und gingen eigentlich davon aus, dass wir hier nun vor Anker liegen würden. Kaum kamen wir jedoch dem hohen Pier näher, winkte uns der Hafenmeister wir sollen neben dem einzigen anderen Segler, einem Katamaran, römisch-katholisch (vorne schmeisst man den Anker und hinten mit zwei Leinen) an die Hafenmauer anlegen. Na toll. Haben wir vor Jahren mal in Griechenland gemacht, mit KISU noch nie, keine Leinen parat, keine Fender montiert aber der Typ winkt und macht hektische Zeichen nun endlich anzulegen. Stress pur für die Bordfrau und damit steckt sie natürlich den Skipper an, so dass es dann etwas lauter auf KISU zugeht als angebracht wäre. Aber was soll ich sagen, der Skipper managt das Manöver schlussendlich souverän indem er der Bordtussi die nötigen Handgriffe präzise durchgibt und in einem Rutsch landen wir perfekt einen Meter von der Hafenwand entfernt an. Ich sag’s euch, ohne den Skipper wäre die Bordfrau nicht mal aus dem Hafen in Wemeldinge rausgekommen!
Da lagen wir nun einen Meter vom Hafenquai entfernt und mussten das Dinghy einwassern, damit wir an Land gehen konnten. Die haben die Hafenmauer so hoch gebaut, dass es für die Frachter wunderbar passt, aber die Segelschiffe können bei Ebbe nur eine Hafenmauer anstarren ☹ Egal, dafür hatten wir nun eh keine Zeit. Es trafen nämlich kurz nach dem Anlegen der Herr vom Customs, der Herr von der Immigration sowie der Herr vom Gesundheitsamt (jeder in seinem eigenen Auto) am Pier ein. Der Skipper wurde gebeten mit KISU rückwärts so nahe an die Hafenmauer zu fahren, dass die drei Herren ins Cockpit übersetzen konnten. Tja und da sassen nun zwei in Uniform da, schauten zu wie die Bordfrau die nötigen Formulare ausfüllte während der Gesundheitsmensch mit einem Spray gegen Mücken durchs Schiff mit geschlossenen Luken sauste, alles einsprühte und wir durften dafür 35.- Neuseeländische Dollar abdrücken. Die Pässe wurden noch gestempelt und mit dem Hinweis, dass wir die Einklarierungsgebühr beim Ausklarieren bezahlen könnten und jetzt auch wieder die Fenster öffnen dürften, hüpften die drei Herren von Bord, ohne auch nur einen Augenschein auf unsere Lebensmittel genommen zu haben. Eigentlich darf man kein Obst, Gemüse, Fleisch oder Salami einführen. Wir hatten von allem etwas an Bord, aber es hat keinen interessiert. Uns solls recht sein 😊

Die ersten beiden Tage verbrachten wir mit den obligaten Orientierungen wo, wie, was. In der zweiten Nacht und am folgenden Tag kam so viel Schwell in den Hafen hinein, dass KISU furchtbar rumhüpfte, und zwar so sehr, dass wir nicht einmal mit dem Dinghy diesen einen Meter zum festen Boden hinüber überwinden konnten. Nach 24 Stunden normalisierte sich das Wasser im Hafenbecken wieder und am kommenden Morgen lief ein 170m langer Frachter in den Hafen ein. Knapp vor KISU wendete er und machte an der Hafenmauer gegenüber an. Natürlich mit laufenden Generatoren wurden nun Container abgeladen und wir hofften, dass der Frachter noch am selben Abend wieder auslaufen möge.
Wir machten uns inzwischen auf einen ausgiebigen Spaziergang ins wirklich reizende Dorf. Ein bisschen gar auf Touristen ausgerichtet, aber zwischendurch haben wir das ganz gerne. Mit vollen Einkaufstüten aus Boutiquen kamen wir am späten Nachmittag zurück an Bord – der Frachter war noch immer da und blieb auch über Nacht. Immerhin waren sie sehr fleissig und haben die ganze Nacht hindurch flott weiter Container aus- und dann wieder eingeladen. Natürlich mit der entsprechenden Geräuschkulisse ☹

Bereits am Donnerstag stellten wir anhand der Wetterdaten für die nächste Woche fest, dass ein grösseres Tief im Anmarsch auf Rarotonga war und dass der Wind wieder auf Nord drehen würde, was wiederum Schwell ins Hafenbecken bedeuten würde. Nee, das brauchten wir nicht nochmal! Somit mussten wir am Freitag wieder ausklarieren gehen, um dann Samstags abreisen zu können. Also wieder rein ins schnucklige Dörfchen, erst zum Zoll dann zur Immigration, was uns nette 186.- neuseeländische Dollar kostete. Im Hafen noch schnell im Hafenbüro vorbei (denn der Aufenthalt an der hässlichen Hafenmauer ist nicht gratis) und nochmal 160.- NZL-Dollar abdrücken. Somit wurde es für uns ein eher teurer Aufenthalt in Rarotonga. Einzig das Dorf sowie der am Samstag stattfindende Markt, wo wir noch schnell vor dem Auslaufen vorbeischauten, hat uns positiv überrascht.
Rarotonga ist für die Neuseeländer sowas wie Mallorca für die Deutschen. Es war jedenfalls lustig, wie viele Kiwis uns immer wieder angesprochen haben, wenn wir im Cockpit sassen. Na ja, wir waren da halt schon ein bisschen wie auf dem Präsentierteller 😊

Nun stehen uns schon wieder fünf Tage und Nächte Fahrt bevor bis wir die Insel Niue erreichen werden. Langsam sind wir des Segelns etwas müde. Fünf Tage unterwegs, fünf Tage auf Rarotonga und jetzt schon wieder fünf Tage unterwegs – Phuu! Da hoffen wir doch, dass es in Niue einen etwas längeren Aufenthalt geben möge.
Fortsetzung folgt 😉

Gaby