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Skippers einziger Gedanke galt natürlich erst Mal nur dem Einbau der fabrikneuen Balmar-Lichtmaschine. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Balmar, welche uns schlussendlich wirklich gratis eine neue Lichtmaschine zukommen liess.
Also segelten wir am Samstag 09. Februar umgehend nach Le Marin hinter die Tankstelle und der Sonntag/Montag stand ganz im Zeichen des Ausbaus der Yanmar und Einbau der Balmar. Dienstagmorgen wurde sofort mit dem Mechaniker Christoph einen Termin für Donnerstag vereinbart; er hat uns die Balmar noch feinjustiert. Nun hoffen wir natürlich sehr, dass die neue Balmar ihren Dienst getreu unserer Vorstellung versehen wird und wir somit endlich wieder genügend Strom haben werden. Könnte man das strahlende Lächeln welches seit dem funktionieren der neuen Balmar auf Skippers Gesicht erstrahlt in Strom umwandeln, hätten wir genügend Strom bis Neuseeland 😉

Nun ging es ans eigentliche Grossprojekt hier in Le Marin – lang haltbare Lebensmittel und Getränke einkaufen was das Zeugs hält. Freunde haben uns vor allem geraten, Wein noch in Martinique zu kaufen. In der Südsee würden wir nur noch die Flasche grauslichen Fusel für umgerechnet 15 Schweizerfranken erhalten. Auch alles Andere werde sowas von teuer sein, dass wir gut beraten wären, wenn wir bunkern. Das muss man dem Skipper natürlich nur einmal sagen und so wurde zuerst akribisch auf den Einkaufszetteln notiert was wir wie viel brauchen würden an Teigwaren, Reis, Mehl, Hefe, Wein etc. bis nach Neuseeland. Dann wurde für zwei Tage ein Leihwagen gemietet und los ging es. Am ersten Tag kamen wir mit sage und schreibe acht grossen Einkaufstaschen, 1200 Kapseln Nespresso sowie 58 Flaschen Rotwein zurück auf KISU. Die 10 Pack à 9 Rollen Toilettenpapier brachte bereits die Verkäuferin an der Kasse zum Schmunzeln. Der nette Hafenangestellte, welcher uns mit seinem Elektrowägelchen mit einer kleinen Ladefläche sämtliche Einkäufe zu KISU fuhr, brach in Gelächter aus als wir das Toilettenpapier umluden. Die Äusserung ‘Only the most important things’ von einem anderen Segler war noch die harmloseste Bemerkung, welche sich die Bordfrau während der Fahrt über den Steg anhören durfte.
Am zweiten Tag waren es wieder 6 Einkauftaschen voll und diesmal nebst Rotwein auch Rosé und Weisswein und sicher vierzehn Liter Rum – naja, der Sundowner muss schliesslich auch gewährleistet bleiben 😉 Es wurden aber auch70 Liter Wasser und unzählige Liter Mineralwasser wie Orangina, Sprite oder Schweppes an Bord geschleppt. Die allergrösste Herausforderung blieb jedoch, all diese Einkäufe irgendwo auf KISU seefest zu verstauen. Aber der Skipper wär nicht der Skipper, wenn er das nicht mit äusserster Sorgfalt, grösster Genauigkeit bis hin zur letzten Ausnützung der kleinsten Ritze geschafft hätte. Wo vorher nur 15 Dosen verstaut wurden hatten plötzlich doppelt so viele Platz, wenn man nur lange genug die Dosen wie Puzzleteile hin und her schob. Ob wir alles auch zum gegebenen Zeitpunkt wiederfinden werden, wird sich noch zeigen müssen 😊

Am Sonntagmorgen waren wir dann soweit, dass die Bordfrau sich ein Pflaster hinters Ohr klebte und wir unsere vertraute Anlegestelle hinter der Tankstelle verliessen. Kaum waren wir aus Le Marin heraus konnten wir das Grosssegel im ersten Reff setzten, welches bis zwei Stunden vor dem Ziel so stehen bleiben konnte. Mit Kurs 253 Grad nahmen wir die 450 vor uns liegenden Seemeilen bis Bonaire in Angriff. Der Start gelang für die Bordfrau recht gut aber bereits in der Nacht schlugen die zwei bis drei Meter hohen Wellen ihr auf den Magen und am zweiten Tag wurden die altbekannten Würgegeräusche von der Reling her vernommen. Ab dem dritten Tag und dank Stugeron ging es dann stetig besser so dass die Reise bereits ein bisschen genossen werden konnte.

Was für eine Freude trotzdem, als am Mittwochmorgen Bonaire in Sicht kam. Kaum waren wir im Süden der Insel, wurden wir bereits über Funk aufgerufen: ‘KISU, KISU, KISU here is ANITA’. Unser Freund Beat, den wir in Grenada letztes Jahr kennengelernt haben, lag vor dem Hauptort Kralendjik an der Boje und hatte für uns gleich neben sich eine Boje für uns freigehalten. Was waren wir erleichtert, im Wissen wir haben einen Bojenplatz auf sicher. Man kann in Bonaire nämlich nur an den ca. 40 Bojen vor Kralendjik oder in einer kleinen Marina daneben festmachen. Wenn alles belegt ist wird man fortgewiesen; Ankern ist strengstens verboten. Wenn man die Unterwasserwelt direkt unter KISU oder hinter der Insel Klein Bonaire gesehen hat, der will unbedingt diese wunderbar klare und mit unzähligen Fischchen und Korallen versehene Welt mithelfen zu erhalten. Dazu gehört nun mal auch dass man nicht ankern kann, weil dadurch zu viel am Meeresgrund zerstört wird. Nicht umsonst ist Bonaire auf Rang drei der weltbesten Tauch-Hotspots.
Der Ort Kralendjik ist ganz bezaubernd mit seinem holländischen Flair und die Einheimischen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Auch die Angestellten von Zoll und Immigration sind freundlich, lächeln ständig und sollte man mal etwas grad nicht verstanden haben wird es mit Engelsgeduld wiederholt/erklärt. Ach ja, kosten tut das Einklarieren auch nichts 😊
Auch wenn Bonaire relativ nahe bei Venezuela liegt, bekommen wir hier nicht viel von den Unruhen dort mit. Einzig gibt es zur Zeit im Inselsupermarkt keine frischen Früchte und Gemüse, da die aus Venezuela importiert werden und wie wir von anderen Seglern gehört haben, sind die Los Roques, eine Inselgruppe vor Bonaire, für Segler nicht mehr zugänglich.
Wir geniessen hier unsere Zeit in Bonaire mit täglichem Schnorcheln, mal Sundowner auf ANITA mal auf KISU, dem Besuch der inseleigenen Bierbrauerei mit wirklich leckerem Bier – sagt sogar die Bordfrau. Nur wenn die Kreuzfahrtschiffe anlegen wird es kurz etwas unruhig. Dafür gibt es dann einen kleinen Markt mit Souvenirs für die Touris und viel mehr Boutiquen haben geöffnet. Sind die Kreuzfahrer wieder weg, verfällt Kralendjik in einen Dornröschenschlaf um sich für die nächste Aida sowieso, …of the seas oder Mein Schiff X zu rüsten. Für uns ist es ein wunderschöner Ort, an dem wir es grad etwas länger als erst geplant aushalten werden.
Suchst du noch ein Ferienziel für deinen nächsten Urlaub? Wir empfehlen Bonaire 😉

Gaby