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Unser dritter und hier in der Karibik letzter Besuch landete nicht nur pünktlich, sondern sogar Dreiviertelstunden zu früh am 25. Januar auf Guadeloupe. Siehste Karibik, es geht auch anders.
Wir waren ja schon etwas gespannt, was uns erwarten würde da wir mit Gislind nur die ‘Hälfte’ unseres Besuches kannten. Ihr Mann Andreas sei Lehrer und liebe es sich in Ferienprospekten zu vertiefen, werde aber beim Segeln seekrank ☹ Heisst das nun er schulmeistert den ganzen Tag rum und rennt in jedes Tourist Office, um Infos über die jeweilige Gegend einzuholen und macht der Bordfrau ihren Platz an der Reling streitig? Weit gefehlt! Gleich von Anfang an stimmte die Chemie zwischen uns Vier und blieb es auch die zwei Wochen über. Jeder packte wo nötig mit an, sei das nun in der Küche, beim Einkäufe schleppen, Dinghy hoch- und runterlassen oder beim Segel setzen. Ja, wir konnten sogar segeln – diesmal war der Wind oft mit uns. Wir haben viel gelacht und noch mehr geschlafen, aber auch die Bude in Domenica gerockt und viel gesehen. Doch alles schön der Reihe nach.

Wir blieben noch zwei Tage in Point à Pitre auf Guadeloupe und haben mit einem Mietauto die Insel welche wie ein Schmetterling aussieht, erkundet. Zuerst den östlichen Flügel ‘Grande Terre’, welcher eher flach ist und hauptsächlich aus Kalkstein besteht. Unweit von unserem Hafenplatz gingen wir in ein weltweit einzigartiges und grossartiges Museum. Eines über die Sklaverei, die Kultur ihrer Nachfahren in der Karibik und ihre weltweiten Auswirkungen bis in die heutige Zeit: das Memorial ACTe. Sehr beeindruckend und äusserst lehrreich (nein, Andreas hat uns nicht unterrichtet 😉). Wir erhielten am Eingang einen Audioguide in Deutsch und liessen uns damit durch die Ausstellung leiten. Leider muss man Handys und Fotoapparate draussen im Schliessfach lassen, somit fehlen Fotos von der Ausstellung.
Weiter auf dem Weg von Pointe-à-Pitre zur Nordspitze von Grand-Terre kommt man durch den kleinen Ort Morne-a-L´Eau und sieht in der Ortsmitte den wohl schönsten Friedhof der Insel: In einer Hanglage gruppieren sich hunderte von schwarz-weiss gefliesten Totenhäuschen etagenförmig in einem Halbrund – fast wie ein Dorf inmitten des Ortes.
Die Ostküste empfing uns dann mit starkem Wind und gewaltigen Wellen, welche vom Atlantik her rollend an die Küste schlugen. Von so vielen Eindrücken erfüllt, beendeten wir den Ausflug beim gemütlichen Abendessen auf KISU.
Neuer Tag – westlicher Flügel: Basse-Terre ist vulkanischen Ursprungs mit Bergen im Landesinneren, u. a. mit dem höchsten Berg der Kleinen Antillen, dem Vulkan La Soufrière (1.467m). Landschaftlich war es eine überaus beeindruckende Rundfahrt und für den Skipper am Steuer des Autos wohl auch anstrengend. Die unzähligen Kurven, Steigungen und Gefälle, welche er bewältigen musste, hätte er wohl liebend gerne mit einem Motorrad bewältigt.

Nun wurde es langsam Zeit Andreas ein Pflaster hinters Ohr zu kleben und den ruhigen Hafen gegen 2 Meter hohe Wellen und Wind auf die Nase für zwei Stunden einzutauschen. Unser Ziel war die kleine Insel Marie-Galante. Dies war natürlich gleich ein Härtetest für Andreas den er jedoch mit Bravour bestand. Nach drei Tagen mit dem Pflaster, einem Tag mit Stugeron und danach ohne ein Mittel gegen Seekrankheit konnte er, wenn KISU unterwegs war sogar rückwärtsfahrend Bücher lesen. Chapeau an dich Andreas von der Bordfrau; denn die weiss was Seekrankheit bedeutet 😊
In Saint-Louis auf Marie-Galante liessen wir den Anker fallen. Die Wellen hatten sich in der Bucht beruhigt und gemütlich liessen wir den Tag mit baden, dösen und geniessen ausklingen. Am folgenden Tag war Sightseeing in Saint-Louis angesagt. Kurzer Rundgang durch ein verschlafenes Dörfchen dafür ein wunderschöner Spaziergang dem langen Sandstrand entlang. Zurück auf KISU wurde die verdiente Siesta abgehalten. Das Vordeck diente täglich für ausgiebige Sonnenbäder welche ab und zu auch von leisem Schnarchen begleitet wurde was sicher nur ein Windgeräusch war.

Am Mittwoch dem 30. Januar war unser Tagesziel die Prince Rupert Bay auf der Insel Dominica. Nach einem herrlichen Segeltag liefen wir dort ein und legten uns an eine Boje bei Eddison. Ihn kannten wir noch von unserem letzten Besuch vor einem Jahr und waren schon damals sehr zufrieden mit seinem Service gewesen. Wir wurden auch gleich aufgefordert uns am Abend doch am Strand zum Barbecue einzufinden. Da wir Anlass genug hatten den runden Geburtstag von Gislind zu feiern (es kann sich höchstens um den 30-sten gehandelt haben) liessen wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen. Wir trafen dort auch Trudi und Dölf von der MARIEPOSA mit ihren Gästen Rita und Walter wieder. Das Essen war zwar mehr als bescheiden aber den Wein hatten wir selber mitgebracht und die angebotenen Rumpunschs waren mehr als lecker. So wurde der Abend immer fröhlicher, die Tische wurden Zwecks erhalt einer Tanzfläche weggeräumt und nun wurde gerockt und geschwoft bis zum Umfallen. Unser Geburtstagskind liess kaum einen Tanz aus, selbst Andreas konnte sie noch auf die Tanzfläche bringen. Der Rumpunsch wurde immer besser und wer die Bordfrau kennt wird es kaum glauben, aber auch sie wurde auf der Tanzfläche gesehen und hat an diesem Abend sogar eine Zigarette geraucht. Alles in Allem hoffen wir, dir Gislind einen denkwürdigen Geburi beschert zu haben 😊
Aus nicht näher darauf einzugehenden Gründen wurde der folgende Tag ganz vorsichtig, ruhig und immer wieder dösend verbracht. Erst im späteren Nachmittag machten wir noch einen gemütlichen Spaziergang durch Portsmouth.
Der Freitag stand ganz im Zeichen einer Indian River Flussfahrt. Morgens um Zehn wollten wir eigentlich abgeholt werden, aber da es grad aus Kübeln schüttete verschoben wir es um eine Stunde. Zusammen mit acht weiteren Touristen wurden wir dann von Daniel in seinem Boot durch den befahrbaren Teil des Indian Rivers gerudert. Szenen aus Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2 waren hier gedreht worden. Es war eine sehr eindrückliche Fahrt durch diese teils unwirkliche und zauberhaft anmutende Welt. Muss man einfach gesehen haben! Nach ca. vier Stunden waren wir zurück auf KISU und ganz relaxt wurde der Tag dann auch beendet.

Am Samstag ging es in acht Stunden hinüber nach Martinique, genauer nach St. Pierre. Unser Besuch hat den grössten Teil der Fahrt verschlummert; das zeigt doch die völlig entspannte Situation bei uns an Bord am besten. Kurzer Spaziergang und einklarieren in St. Pierre und dann war es auch schon Zeit schlafen zu gehen.

Sonntag fuhren wir nach Fort de France. Unplanmässig war die Ersatz-Balmar bereits per FedEx dort eingetroffen, und die Reserve-Pinnen-Steuerung, welche uns Ralph von der TRITON extra in Deutschland angefertigt hatte, war kurz davor vom Flughafenzoll zurück geschickt zu werden. Nur mit Mühe, Charme und viel Telefoniererei schaffte es der Skipper den Rücktransport zu verhindern. Aber dadurch wurde halt dieser Zwischenstopp in Fort de France fällig.

Montagmorgen noch vor dem Frühstück brachte die Bordfrau den Skipper mit dem Dinghy an Land, von wo der Skipper sich mit dem ÖV auf den Weg machte die beiden Teile abzuholen. Zurück an Bord wurde gefrühstückt und anschliessend ging die Crew in Fort de France einkaufen. Den Skipper trafen wir gegen elf Uhr am Dinghy-Dock strahlend wieder – beide Teile ohne allzu grossen Aufwand und Kosten in den Händen haltend. Noch am selben Tag setzten wir mit KISU dann in die Anse Mitan über und genossen dort einen entspannten Nachmittag und Abend im Dörfchen. Den Naturdinghysteg hat der Skipper diesmal ganz trocken überwunden 😉

Am nächsten Tag lag unser Ziel in der Petite Anse d’Arlet. Da der Wind wegen der Abdeckung durch die Hügel auf Martinique fehlte und später Wind auf die Nase angesagt war, verzichteten wir ganz aufs Segel setzen. So konnten Gislind und Andreas die eineinhalbstündige Fahrt liegend und lesend auf dem Vordeck verbringen. Der Wind drehte in der Bucht auf Südwind und plötzlich lag die uns als sehr ruhig bekannte Anse leider eher als andauernde Achterbahn da. Andreas und die Bordfrau überlegten beim Abendessen ob es Sinn machen würde eine Reisetablette einzuwerfen, entschieden sich aber tapfer dagegen. Am nächsten Morgen wurden wir immer noch tüchtig durchgeschüttelt und gegen Mittag fanden wir es vernünftiger, wegen des andauernden Südwindes zurück in die Anse Mitan zu fahren. Dort lagen wir sofort wieder ganz gemütlich und verbrachten den Rest des Tages mit — genau: relaxen.

Am Donnerstag tuckerten wir zurück nach Fort de France und am Freitag waren die tollen zwei Wochen mit euch bereits vorbei. Wo war bloss die Zeit geblieben – kann es sein, dass wir sie verschlafen hatten? Wohl kaum! Wir haben doch sehr viel gesehen, erlebt und genossen. Und ja, der Skipper und die Bordfrau haben auch gelernt, dass ‘de rien’ bitte heisst und unser neuer Lieblingsspruch ‘a neescher’ wird uns für den Rest der Reise begleiten und uns automatisch an euch erinnern 😊 Habt lieben Dank für euren Besuch auf KISU!

Gaby