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Die Bordfrau mag sich zur Überfahrt von Bequia nach Martinique gar nicht äussern; ihr kennt die Geschichte nun zu genüge. Es sei nur soviel erwähnt: die ersten zwei von zwanzig Stunden fuhren wir unter Segel und gegen Abend konnten wir auf der Backbordseite von KISU dem Sonnenuntergang zusehen während zur gleichen Zeit auf der Steuerbordseite der Vollmond aufstieg. Einfach grandios!

Nun sind wir auf Martinique, einem Überseedepartement von Frankreich angekommen und es könnte nicht unkaribischer sein. Plötzlich wird wieder auf der ‘richtigen’ Strassenseite Auto gefahren, wir sehen mehr weisse als dunkelhäutige Locals und egal welcher Hautfarbe angehörend, alle arbeiten schnell und in den Läden finden wir fast alles was unser Herz begehrt. Was die Bordfrau am meisten erstaunt, ist dass sehr viele Bewohner der Insel Französisch und Englisch sprechen und vor allem gewillt sind, mein Schulfranzösisch zu verstehen. Da hatte ich in Paris schon ganz anderes erlebt.

KISU’s Anker haben wir im riiiiesigen Ankerfeld von Le Marin eingegraben. Hafenplätze sind schwer zu erhalten, da einige Charterbasen ihre Flotten hierher verlegt haben, da weiter nördlich durch die Hurrikans vom letzten Herbst einige Inseln betroffen sind. Unzählige Wracks den Ufern entlang zeugen auch hier noch von den Ausläufern der Hurrikane.
Wir treffen hier erneut MIRABELLA und WILDSIDE an und endlich wieder mal YUANA. Auch FALKOR, SHAMROCK, DREAMCATCHER, LA SMALA und VOYAGER (alle aus der Atlantik-Odyssey-Truppe) treffen nach und nach hier ein. Scheinbar sind nicht nur wir auf der Suche nach guten und günstigen Einkaufsmöglichkeiten.
Das Ankern ist bedingt durch den steten Starkwind nicht gerade ruhig und jede Fahrt mit dem Dinghi endet meist ziemlich durchnässt. Und wenn uns nicht Salzwasser getroffen hat, dann könnte es einer der zahlreichen Regengüsse sein welche uns erwischen. Das Gute daran ist ja, dass die Temperaturen zwischen 26-30 Grad liegen und somit ist man garantiert wieder getrocknet, bevor es auf die Rückfahrt geht. Und der Skipper freut sich jedes Mal wenn er sein neues Spielzeug, eine elektrische 12V Wasserpumpe fürs Dinghi leerpumpen einsetzen kann 😉 Sind wir auf KISU, wird von morgens bis abends das Spiel Luken auf/Luken zu und Sitzpolster im Cockpit auslegen/wegräumen gespielt. Auch die unzähligen ToDo’s welche der Skipper erledigt sind meist zeitlich aufwändiger, da lieber zwischen zwei Regengüssen gearbeitet wird als währenddessen. Immerhin wird die ToDo-Liste stetig kürzer was doch auch darauf hinweist, dass der Skipper sehr fleissig ist.
Den Fotos ist jedoch zu entnehmen, dass wir noch genügend Sonnenschein haben, so dass wir hier nicht zu sehr jammern wollen. Einzig für die Dinghifahrten ist Wind und Regen halt lästig. Trotzdem gurken wir täglich mindestens einmal mit dem Bananaboot herum. Unsere Lieblingsfahrt geht dabei links von unserem Ankerplatz zwischen den anderen Segelbooten hindurch und biegt dann in ein Mangroveflüsschen ins Inselinnere ab. Nach etwa fünf Minuten grüner Herrlichkeit öffnet sich rechts plötzlich das Dickicht und man erreicht einen Dinghi-Anlandeplatz der etwas anderen Art. Die ca. 2m hohe Mauer über die Leitern zu erklimmen erfordert einen kleinen Balanceakt. Die vollen Einkaufstüten später ins Dinghi zu bekommen wäre wahrscheinlich sogar einen Film wert, aber alle freien Hände werden fürs einladen oder sich festhalten benötigt.

Nach einer guten Woche in Le Marin haben wir den Anker wieder rausgeholt (Igitt, war der dreckig) und uns auf eine neue Rekordfahrt (die Kürzeste) um die Ecke in die Bucht Sainte-Anne begeben. Wären wir nicht erst noch in die Marina zum Tanken gefahren, hätte es nur fünfzehn Minuten gedauert bis der Anker wieder auf dem Meeresgrund eingegraben war 😊
In Sainte-Anne begegnen wir Kerstin und Ralf von der LOTHLORIEN und verbringen eine lustige Runde mit Kaffe und Kuchen auf ihrem Schiff und lernen dabei Heinke und Werner von der THYRA kennen. Auch JAJAPAMI sehen wir im Ankerfeld liegen.
Der Dinghisteg ist auch hier nicht einfach zu bewältigen: auf der einen Seite zu hoch, teilweise kann das Dinghi unter den Steg rutschen und/oder du müsstest eineinhalb Meter Höhe überwinden ohne Halt für die Füsse. Bekanntlich aber macht Übung den Meister und wenn auch nicht immer sehr elegant so sind wir noch jedes Mal an Land gekommen. Für heute Samstag sieht es jedoch bedenklich aus – mal wieder über 30 Knoten Wind und einiges an Wellen. Die Bordfrau plant daher die Kleidung in einen Seesack zu stecken und im Badekleid an Land hinüber zu setzen. Ob es klappt…

Gaby