Da waren wir nun im schönen St. George’s gelandet, und machten wenig anderes als täglich den Lebensmitteln und Ersatzteilen nachzurennen. Als sehr hartnäckig hat sich die Beschaffung der Opferanode erwiesen. Kommt Metall mit Feuchtigkeit in Berührung, greift der im Wasser gelöste Sauerstoff das Material an. Um Schäden am Motor und anderen metallischen Gegenständen am Schiff vorzubeugen, werden Opferanoden eingesetzt. Diese weisen eine negativere Spannung als das zu schützende Metall auf. Dadurch geben erst die Opferanoden ihre Elektronen an den Sauerstoff ab, bevor Motor & Co. angegriffen werden. Sie opfern sich sozusagen dafür auf, um andere Metalle an KISU zu schützen. Der Skipper war schon des längeren auf der Suche nach Ersatz und war ganz begeistert, als er am Donnerstagmorgen dank Internetsuche gleich 2 Händler in der mehr oder weniger nahen Umgebung fand, welche das Teil anboten. Beide Standorte hat er auch sofort noch per Mail angeschrieben ob dieser Artikel wirklich vorrätig sei, und beide Händler hatten bestätigt: Ja, wir haben diese Opferanode auf Lager. Daher war klar, diese Gelegenheit müssen wir beim Schopf packen und bevor wir in St. George’s ausklarieren, fahren wir mit einem Taxi zum nähergelegenen Händler.
Im Hafen legten wir mit dem Bananaboot am Immigration-Steg an, schnappten uns ein Taxi (nicht ohne vorher den Preis festzulegen) und machten uns auf die halbstündige Fahrt, welche uns in die Nähe vom Le Phare Bleu brachte. Der Taxifahrer wartete gleich auf uns, um uns dann auch wieder zurück zu fahren. Beim Händler wurde nach einer Viertelstunde suchen festgestellt, dass sie die Opferanode doch nicht hätten. Ja aber sie haben uns doch heute per Mail bestätigt…. Ach ja, wir sind hier in der Karibik und nicht in der Schweiz. Nun denn, wir haben ja noch eine zweite Chance beim nächsten Händler. Nun hatte unser Taxifahrer jedoch eine weitere Fahrt in St. George’s mit anderen Personen abgemacht und wie er das auch rechnete, er schaffte es Zeitlich nicht uns zum anderen Händler zu fahren und dann noch pünktlich für seine Folgefahrt zurück zu sein. Er liess uns immerhin nicht in der Wildnis sitzen, sondern fuhr uns die halbe Stunde zurück nach St. George’s in den Hafen. Statt der ausgemachten 100 EC$ mussten wir dann nur 80 bezahlen. Dort nahmen wir das nächste Taxi, fuhren die ganze Strecke wieder zurück und noch eine halbe Stunde weiter bis wir in der Grenada Marina ankamen. Im Gebäude mit der Yanmar Aufschrift fanden wir niemanden vor, also wandten wir uns im Haus nebenan an den Segelmacher und erklärten ihm unser Anliegen. Er schickte uns dann ins Marina-Office. Auf dem Weg zum Office (der Skipper und die Bordfrau liefen, während der Taxifahrer jeweils hinter uns herfuhr) kamen wir am Schiff LOTHLORIEN vorbei. Ralf und Kerstin hatten wir in Porto Santo und Madeira getroffen und auch einmal mitten auf dem Atlantik mit ihnen Funkkontakt gehabt. Sie waren in der Marina gelandet, weil sie den Unterboden an ihrem Schiff erneuern mussten. Kurz tauschten wir ein paar Erfahrungen aus aber da der Taxifahrer ungeduldig wurde, machten wir uns auf zum Marina-Office wo wir schon nach einer Viertelstunde warten an der Reihe waren. Nach weiteren zehn Minuten hatte die Dame im Office per Telefon das Ersatzteil auf dem Gelände ermittelt und schickte uns ins nächste Gebäude ganz hinten rechts die erste Tür… Frohen Mutes marschierten wir ins Lagergebäude, trugen erneut unser Anliegen vor um die Antwort zu erhalten: ‘diesen Artikel haben wir nicht’. Uiii, nun wurde der Skipper aber laut. Der Angestellte zog den Kopf ein, machte sich nochmal auf in den Regalen zu wühlen und siehe da, er fand das Gesuchte. Bezahlen müssten wir jedoch im Marina-Office. Also marschieren wir wieder dorthin, können nach bereits zehn Minuten bezahlen und uns mit dem Taxi auf die stündige Rückfahrt begeben. Im Hafen angelangt mussten wir für die Fahrt 200 EC$ berappen. Somit hat uns die Opferanode alleine 100.- Franken Taxikosten verursacht – vom Preis der Anode wollen wir gar nicht sprechen. Hauptsache wir haben das Teil endlich! Noch schnell im Hafen ausklariert, einer der beiden Beamten konnte sogar Lachen und war auch äusserst hilfsbereit und der andere Beamte war, wenn auch nicht freundlich so doch sehr schnell im Eingeben der Daten in den PC welche wir zuvor auf ein Formular in vierfachem Durchschlag ausgefüllt hatten. Dass wir in St. George’s den am Vortag bestellten Keilriemen für den Tauchkompressor nicht erhielten, weil das Geschäft um 15:50 Uhr bereits ‘CLOSED’ war gab der guten Stimmung nur einen sachten Dämpfer. Wir gönnten uns am dritten Tag in Folge im Hafenrestaurant einen leckeren Hamburger mit Bier, schliesslich war das Tagesziel, die Beschaffung der Opferanode gelungen 😊
Am Samstag ging unsere Fahrt weiter nach Sandy Island, einem kleinen Inselchen vor Carriacou. Dort trafen wir auf MIRABELLA und FALKOR. Sandy Island entsprach einmal mehr der kitschigen Vorstellung der Karibik. Hier kamen wir das erste Mal zum Schnorcheln. Von den Korallen war nicht viel übrig aber es tummelten sich doch einige Fischlein im seichten Wasser. Ausserhalb des Wassers boten die Pelikane ein herrliches Schauspiel durch ihre ‘Uneleganz’. Anstatt ins Wasser einzutauchen plumpsen sie ins Wasser und beim Abheben gleichen sie eher einem schwer beladenen Transportflugzeug.
André schlug dann vor, dass der Skipper und er doch am Sonntag bereits hier einen Tauchgang machen könnten. Gute Idee, schliesslich wollte der Skipper dann auch gleich noch die Opferanode austauschen, wenn schon die gesamte Taucherausrüstung montiert war. Zur Mittagszeit trafen sie sich auf KISU, schlüpften in die Tauchanzüge und wollten eigentlich grad ins Dinghi einsteigen als sich ein Regenguss ankündigte. Kein Problem, warten wir zehn Minuten dann ist es ja meist vorbei. Nun, drei Stunden später zogen die Herren ihren Tauchanzug wieder aus, es hatte nicht mehr aufgehört zu regnen und es hörte stundenlang auch nicht mehr auf. Somit: montieren der Opferanode verschoben.
Am nächsten Morgen war der Himmel über Carriacou immer noch mehrheitlich schwarzgrau und es sah nach weiteren Regenschauern aus. Indessen sahen wir hinüber zu unserem nächsten Etappenziel Zwecks Einklarieren in Union Island (wir waren nämlich durch die zwei Tage Sandy Island eigentlich schon zwei Tage zu lange im Staat Grenada) und stellten fest, dass dort drüben die Sonne schien. Also kurzes Frühstück, Motor an, Anker hoch und nichts wie rüber. Noch vor der Mittagspause hatten wir das Einklarierungsprozedere mit Immigration und Zoll erledigt, machten noch einen kleinen Einkaufsbummel durch Clifton und hängten dann auf KISU ab. Diesmal erschien uns der Besuch in Clifton viel freundlicher und auch die Regale in den Einkaufsläden waren besser bestückt. Vielleicht lag es bei unserem letzten Besuch hier an den Feiertagen wo alle irgendwie gestresster waren (mich eingeschlossen), dass wir uns nicht so wohl gefühlt hatten. Gegen 16:00 Uhr traf dann auch die MIRABELLA verspätet ein. Da André über Nacht starke Ohrenschmerzen bekommen hatte, gingen sie auf Carriacou noch zu einem Arzt. Somit fällt Tauchen definitiv für zwei Wochen aus und wir entschieden daher, die Tobago Cays auszulassen.
KISU machte sich daher am Dienstag auf den Weg nach Canouan. Dort liefen wir nach zwei Stunden Motorfahrt (gegen Wind und Wellen) in die sehr hübsche Charleston Bay ein wo wir in türkises Wasser mit sandigem Grund den Anker warfen. Kaum angekommen entschied der Skipper: ‘Hier und jetzt wechsle ich die Opferanode’. Machte ganz den Anschein, als möchte er es unbedingt hinter sich bringen. Schliesslich würde man so ein paar hundert Franken ausgeben bevor es zu einem grossen Schaden von tausende von Franken kommt. Leuchtet sogar der Bordfrau ein. Also hüpft der Skipper in voller Tauchermontur ab der Badeplattform ins türkise Nass und hat binnen 20 Minuten die alte Opferanode gegen die Neue erfolgreich ausgetauscht. Die Bordfrau hat den Stein welcher dem Skipper von der Seele geplumpst ist bis hinauf aufs Deck hören können 😉 Nach diesem Erfolgserlebnis hatte er sich einen Drink verdient und wir brausten mit dem Dinghi an Land. Dort gab es im Hotel Tamarind den etwas verfrühten Sundowner direkt am Sandstrand mit Blick auf KISU. Ein Cocktail kostete 24 EC’s und fürs WiFi hätten wir noch zusätzlich 26.50 EC’s blechen sollen. Wir finden dies in der heutigen Zeit eine Frechheit.
Auf dem Rückweg machte der Torqeedo-Motor vom Dinghi plötzlich laute schrille Geräusche. Der Motor drehte noch, trotzdem kamen wir nicht vorwärts. Wir hatten ja noch Ruder bei uns also begann die Bordfrau zu Rudern während der Skipper unbeirrt dem Torqeedo gut zuredete – vergebens. Ein Dinghi mit sechs Herren aus Düsseldorf schleppten uns auf ihrem Heimweg netterweise zu KISU. Dort angekommen, musste der Skipper natürlich sofort Ursachenanalyse betreiben und wurde auch schnell fündig. Der Mitnehmerstift war gebrochen; Ersatz natürlich nicht an Bord. Aber wozu hat man einen erfinderischen Skipper. Aus einer Schraube wurde ein Ersatzsplint geschnitten, eingebaut und wer sagts denn – der Propeller dreht wieder 😊
Da es uns in der Charleston Bay gefällt hängen wir noch einen Tag hier an. Der Skipper vertreibt sich die Zeit bis zum nächsten Reparaturfall mit KISU’s Unterboden reinigen, Watermaker betreiben und was grad sonst so anfällt. Den Nachmittag verbringen wir nochmal an Land im Italian Food Shop der sich im Hotel Tamarind befindet. Richtig leckere Sachen finden wir da. Anschliessend schlendern wir noch ein wenig durch die Gegend (auf Canouan kann man übrigens gleich hinter dem Hotel die Strasse hinunter auch ein-/ausklarieren) bis hin zum Pier an dem zweimal im Tag eine Fähre anlegt. Links am Pier kehren wir noch auf ein-zwei Rumpunsch in Esra’s Coconut Bar ein. Die Bar, den Rumpunsch und Esra können wir nur empfehlen und seine Preise sind richtig günstig – 10 EC’s für den Rumpunsch und das Passwort für WiFi ist darin inbegriffen 😉
Morgen werden wir nach Bequia verlegen, wo wir sicher bis Montag bleiben wollen und dann aus den kleinen Grenadinen ausklarieren müssen. Dann geht es weiter nach ‘Fronkraisch’ beziehungsweise nach Martinique. Wir freuen uns da auf all den Brie, das Brot, das Fleisch, die Ersatzteile für KISU …..
Gaby
Hallo zäme
Bravo Bordfrau fürs schreiben und bravo Skipper für die erfolgreichen Reparaturen. Ich bin beeindruckt ab eurer Geduld um eine Opferanode zu Beschaffen. Es erstaunt mich einzig, dass keine auf KISU an Lager ist.
Weiterhin alles Gute und viel Geduld. Liebe Grüsse Simon
Hallo zusammen,
Wir finden eure Bilder und Kommentare einfach super, interessant und einfach herrlich zum lesen.
Wir wünschen euch eine schöne Zeit und warten auf den nächsten Blog.
Liebe Grüsse Peter und Ruth
Hallo, wir haben es auch bis Grenada geschafft. Wir sind in Le phare bleu und haben Codina und Ralph von Triton getroffen und sie haben uns über euren Blog erzählt. Es ist toll frische Infos zu erhalten und ich werde weiterlesen.Wir bräuchten die gleichen anode wie ihr, könnt ihr mir genaueres über den Laden angeben? Wir würden dann auf die schatzsuche gehen…
Viele Grüsse aus vela dare
Hallo Markus, schön zu sehen das ein alte Tauchkollege es nicht verlernt hat. Wir gehen fast jeden Woche in 5°-6° wasser und eine Luft temp. von etw. 3° am abend ist nicht das gleiche. Viel späss