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oder: was kotz ich heute 😉

Wegen eines Termines in Playa de las Américas (grauenhafter Touristenort) besorgten wir uns für einen Tag ein Mietauto. Dieses nutzten wir dann auch gleich um etwas bequemer einen Grosseinkauf von Lebensmitteln zu tätigen, da wir planten, die nächsten Tage in einer Bucht zu ankern. Am Abend vor unserer Abreise aus San Miguel lief noch die KAMASTERN in den Hafen ein und wir verbrachten auf der Terrasse des Hafenrestaurants einen lustigen Sundowner (der bis in die Nacht andauerte) mit Margrit und Ernst. Sie hatten ihre Crew inzwischen Zwecks Atlantiküberquerung mit ihrem Sohn Stefan ergänzt; mussten jedoch hier noch wegen eines Problems mit dem Motor einen ungeplanten Halt einlegen.

Freitagmorgen, der Kopf noch etwas schwer vom vergangenen Abend, starteten wir unsere Weiterfahrt (ja, die Bordfrau weiss, dass Alkohol vor der Fahrt nicht gegen Seekrankheit hilft). Unser Ziel lag etwa 7 Stunden entfernt; Wind stand – wenn überhaupt – nur auf die Nase an, also bitte lieber Motor…
Kaum aus dem ruhigen Hafen raus, ging das schon bei der Einfahrt erlebte Geschaukel auf bockigen Wellen wieder los. Immerhin ging unserer Fahrt immer der Küste von Teneriffa entlang, was uns den einen oder anderen interessanten Ausblick bot. Aber je länger die Reise andauerte umso weniger gut ging es dem Magen der Bordfrau. Eine Stunde vor Ankunft hing sie dann mal wieder an der Reling und verpasste so die Einfahrt in die Bucht Punta de Antequera. Der Skipper steuerte selber, denn es galt KISU zwischen zwei Bohrinseln und sechs Bohrschiffen hindurch in die Bucht zu bringen. Die Felsformation welche die Bucht zu zwei Dritteln umschliesst, ist spektakulär. Aber eben, die erwähnten Bohrinseln und Schiffe verschandelten den Gesamtanblick doch etwas. Wonach die Bohrschiffe und -Inseln suchen konnten wir trotz Google nicht herausfinden. Die einzige Aktivität die wir feststellen konnten, ist dass die Mannschaften auf den Helikopterplattformen im Kreis laufen (Walking), und dass die Schiffe/Inseln natürlich viel Diesel oder Schweröl verbrennen. In der Nacht ist alles hell beleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Im Allgemeinen ist für uns Schweizer der sorglose Umgang mit den Ressourcen unverständlich.
Das Abendessen nahm der Skipper dann alleine zu sich – die Bordfrau lehnte dankend ab, da auch in der Bucht der Seegang enorm war. Das erste Mal erlebten wir, dass wir nichts und nirgends etwas rumstehen lassen konnten, da immer mal wieder eine 1 Meter hohe Welle oder dann eine starke Windböe KISU genau von der Seite her traf und dadurch wir und alle Gegenstände hin und her geworfen wurden. Dies dauerte leider auch die ganze Nacht an, so dass wir am nächsten Morgen nicht sehr ausgeruht beim Frühstück erschienen. Auch der Magen der Bordfrau hat sich nicht wirklich mit den Wellen in Einklang bringen können. So verbrachte sie den Samstag über in horizontaler Stellung und solange sie nicht ans Essen dachte, hielt sich alles im erträglichen Rahmen. In der zweiten Nacht wurde der Schwell in die Bucht ruhiger aber wir wurden immer noch, auch durch den Wind, im Bett hin und her gerollt. Dies war für den Rücken oder die Schultern nicht wirklich angenehm und am nächsten Tag wurde dann doch mal gejammert, wenn man schon wieder etwas das runter gefallen war aufheben musste und wir stellten fest: wir werden grad nicht jünger 😉

Am Sonntag ging es dann mit der Bordfrau ihrer Übelkeit langsam aufwärts und sie nahm auch wieder etwas an den gesellschaftlichen Gepflogenheiten wie Essen, Abwaschen oder über die zahlreichen Motorboote und einzelne Segelschiffe welche sich den Tag über in die Bucht gesellten zu staunen. Nachdem wir die Bucht 40 Stunden lang nur vom Schiff aus betrachtet hatten, entschied der Skipper unser Beiboot klar zum Anlanden und Erkunden der Bucht zu machen. Nun haben wir ja ein vier Meter langes Bananaboot als Dinghi welches erst einmal auseinander gefaltet, mit Sitzbänken ausgestattet und dann noch alles mit Splinten gesichert werden muss. An Land haben wir dies auch schon mehr oder weniger schnell geschafft, aber nun galt es dies auf KISU an Deck durchzuführen. Wo bitte hat es genügend Platz dafür und wie soll es auf einem schaukelnden Schiff aufgestellt werden ohne dabei selber über Bord zu gehen? Der Skipper orderte die Mannschaft aufs Vordeck und dort schafften wir es in etwa zwanzig Minuten das Beiboot aufzubauen. Auf ‘Eins, Zwei, Drei’ schmissen wir nun das Boot über die Reling ins Wasser. Die Bordfrau hatte jedoch nicht genügend Kraft es hoch genug anzuheben und so blieb das doofe Ding (hier ist ausnahmsweise das Boot und nicht die Bordfrau gemeint) an der Reling kurz hängen und tauchte dann leider ins Wasser ein statt darauf zu landen. Glück im Unglück: das Dinghi füllte sich nur zur Hälfte mit Wasser und schwamm dann doch noch. Nun durfte der Skipper mit Pütz und Schöpfbecher einsteigen und erst mal alles Wasser wieder hinaus schöpfen. Sorry, ich habe es leider versäumt dies auf einem Foto festzuhalten 😊.
Darauf den Aussenbordmotor zu montieren verzichteten wir, das Ufer war ja ‘nur’ 400 Meter von KISU entfernt – der Skipper persönlich ruderte die Crew ganz flott an Land. Den schwarzen Sandstrand hatten wir noch schnell mal abgelaufen, die Felsen nun von unten nach oben zu betrachten war beeindruckend aber die von Ferne bereits entdeckte Höhle gab nicht viel her. Nach etwa einer Stunde beschlossen wir, wieder zurück an Bord zu rudern. Diesmal hatten wir Wind und Wellen gegen uns, was dem Skipper einiges abverlangte und die Bordfrau wegen überkommenden Wellen im Bug unfreiwillig immer wieder duschte und so auch Wasser ins Dinghi brachte. Und was lernen wir daraus: die Bordfrau sollte ihr Gewicht besser nutzen (oder reduzieren) und sich auf die den Wellen abgewandte Seite setzen und fast noch wichtiger: man nehme ein Schöpfgefäss mit ins Beiboot falls die Fahrt mal länger dauern sollte! Egal, unser Tagesziel war trotzdem erfolgreich abgehakt und mit Hilfe eines Falles und der Elektrowinsch konnten wir das Bananaboot einfach wieder an Deck hieven und zerlegen.
Gegen Abend leerte sich die Bucht wieder und übrig blieben nur drei Segelschiffe. Beim Abendessen wurden wir noch vom Schnellboot der Guardia Civil besucht. Aber ausser, dass sie eines der anderen Schiffe aufforderte sein Ankerlicht einzuschalten, hatten sie nichts zu bemängeln.

Nach einer Nacht mit moderaten Wellen beendeten wir dann unser Aufenthalt in dieser Bucht, denn wir machten uns auf den einstündigen Weg zur Marina Atlantico in Santa Cruz de Tenerife. Kaum aus der Bucht draussen und durch die Bohrinsel/-schiffe hindurch begannen auch schon wieder die steiler werdenden Wellen zu nerven. Nur mit gut festhalten war die Fahrt schadlos zu überstehen und der Magen der Bordfrau grummelte bereits vor sich hin. In der langen Hafeneinfahrt wurde es dann gottlob sofort ruhig wie auf einem Teich. Nach dreieinhalb (für die Bordfrau seeeehr langen) Tagen machten wir am Montagnachmittag unsere Leinen am Pantalan No. 1 an und werden diese wahrscheinlich erst am 18. November wieder lösen, wenn wir dann zu unserer Atlantiküberquerung starten.
Bis dahin gibt es noch einiges zu erledigen. Dabei dürfen wir ungewollt ein seit drei Tagen im Hafen liegendes englisches Forschungsschiff (James Cook) ertragen, dessen Motoren Tag und Nacht so laut dröhnen, dass wir den Lärm noch unter Deck ‘geniessen’ dürfen inklusive des Dieselgestankes. Und natürlich in der Nacht -> Festbeleuchtung.
Auf das Kennenlernen der anderen Teilnehmer der Cornell Odyssey freuen wir uns schon sehr; die werden nun täglich hier im Hafen eintreffen. Gestern Donnerstag traf die WELLIS ein und heute Morgen bereits die A CAPELLA OF BELFAST sowie die WILDSIDE. Weitere Segelschiffe sehen wir online auf ‘Marine Traffic’ wie sie sich dem Hafen annähern. Das wird bestimmt eine tolle Zeit hier mit all den anderen Odyssey-Teilnehmern!

Markus & Gaby