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Bereits in Porto Santo liessen wir uns einen Hafenplatz in Funchal auf Madeira reservieren. So langsam sammeln sich alle diesjährigen Fahrtensegler welche den Atlantik queren wollen in der Nähe von den Kanarischen Inseln und dadurch wird es immer schwieriger, noch einen freien Platz in den Häfen zu ergattern. Für den vergangenen Montag hatten wir eine Zusage bekommen und sogar die Platznummer 37 zugeteilt erhalten. So gerüstet machen wir uns um 10:00 auf den Weg und setzen kaum haben wir die Hafenmauer hinter uns gelassen, gleich die Segel.
Der Wind kommt genau von hinten und das mit einer Stärke um 20 Knoten, in Böen bis 30 Knoten. Nicht ganz einfach zu segeln, da das Grosssegel die Genua verdeckt. Also muss die Genua auf die andere Seite, das heisst dann Schmetterling. Damit die Genua aber auch dortbleibt, muss sie mit einer Stange fixiert werden, dem sogenannten Spibaum. Dieser läuft auf einer höhenverstellbaren Schiene und wird mit drei Leinen auf die richtige Position (rechter Winkel zum Mast und zum Schiff positioniert. So kompliziert wie das tönt, ist es auch, da wir nach der Hafenausfahrt bereits Wellen von 2.5 Meter haben und das Schiff sich mit dem Grosssegel alleine bereits mit 5 Knoten vorwärtsbewegt. Nach ziemlicher Anstrengung bringt der Skipper es auch hin und dann geht die Rauschefahrt los. Der Tacho pendelt zwischen 7 und 10 Knoten; für unser Schiff ein hoher Wert. Nach 4 Stunden Fahrt, kann bei Ilhéu de Farol der Spibaum demontiert und der Kurs geändert werden. Trotz 3-fach gerefftem (verkleinertem) Genua, geht es mit gleicher Geschwindigkeit weiter. Eine halbe Stunde vor Ankunft dann, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, ist der Wind weg und die Segel hängen schlaff herunter. Also Motor an und Segel bergen.
Unterwegs konnten wir beobachten, wie Linienflugzeuge den Flughafen auf Madeira anflogen, aber wegen dem starken Wind wieder durchstarten mussten, also nicht landen konnten.

Dem Skipper steht noch Stunden später ein sattes Grinsen ob der Speedfahrt im Gesicht und die erzielte Maximalgeschwindigkeit ‘14.6 Knoten’ könnte er sich fast tätowieren lassen, während die Bordfrau mal wieder versuchte nicht allzu pessimistisch ob der Aussicht auf weitere solche Fahrten zu wirken. Das gute an solchen Tagen – 24 Stunden später ist die Welt wieder einigermassen in Ordnung und im ruhigen Hafen drinnen erscheint der Höllenritt vom Vortag nur noch halb so wild.

Madeira kann im Vergleich zu Porto Santo nicht unterschiedlicher sein. Hier in Funchal pulsiert das Leben, selbst in der Nacht scheinen die Madeirer nur kurz zu schlafen, Kreuzfahrtschiffe laufen täglich ein und aus, es ist alles grün wo nicht schon ein Haus an den Hang gebaut wurde, und selbst jetzt im Oktober blühen hier noch viele Blumen.
Die ersten ein/zwei Tage werden immer bestimmt durch abchecken: wo kann man einkaufen, gibt es WiFi, was wollen wir uns anschauen, was muss repariert werden, wo bekomme ich Ersatzteile etc. Im neuen Hafen liegen wir mit zehn anderen Langfahrtenseglern sehr ruhig, abgesehen von etwas Schwell im Hafenbecken; aber so werden wir jeweils sanft in den Schlaf gewiegt. Dank einem angenehmen Wind den Tag hindurch geniessen wir bei 25-30 Grad das Bordleben und in der Nacht fällt die Temperatur nicht unter 22 Grad.

Beim ersten Rundgang durch Funchal waren wir in den Markthallen wo vorwiegend Fisch, Blumen und Gewürze verkauft werden. Der schwarze Degenfisch, hier ‘Espada’ genannt, ist eine madeirische Spezialität. Es ist ein Tiefseefisch der in 200 bis 1700 Metern Tiefe vorkommt. Nachdem die Bordfrau ihn jedoch in den Markthallen gesehen hat, ist sie sich nicht mehr ganz sicher ob sie den Fisch probieren möchte 😉 Mal schauen.
Neben einem ersten Grosseinkauf im Supermercado und bereits drei besuchten Schiffszubehörläden haben wir KISU mit einer Süsswasserdusche vom Salzwasser befreit, Wäsche gewaschen und den dringend notwendigen ‘Luken-Service’ durchgeführt. Der Drehgriff an den Luken war teilweise so schwergängig geworden, dass die Bordfrau jeweils den Skipper bitten musste, die Fenster zu öffnen. Also wurden die Griffe abmontiert, gewaschen, eingefettet und wieder montiert. Unter den Griffen fanden wir Sand welcher bestimmt noch vom Kieswerk neben dem Hafen in Oostende stammte.
Tagsüber können wir immer wieder das Ein-/Auslaufen der Kreuzfahrtschiffe oder der Fähre nach Porto Santo, sowie von Touristen überfüllte Riesen-Katamarane oder dem Nachbau des Flaggschiffes Santa Maria von Christoph Kolumbus – der ‘Santa Maria de Colombo’ bestaunen.
Langeweile: gibt es nicht!
Anzahl gelesener Bücher seit der Abfahrt in Holland: Null 😊

 Markus & Gaby