Wie schnell doch eine Woche vergeht, wenn man jeden Tag neue Eindrücke erleben darf.
Wir blieben noch zwei Tage in Vigo, wovon wir einen Tag mal wieder mit Wäsche waschen, KISU pflegen und einkaufen verbrachten und den andern Tag mit Erkunden der Stadt. Wir konnten kostenlos zwei Velos bei der Marina ausleihen (naja bei dem Zustand der Velos wäre Geld verlangen auch eine Frechheit gewesen 😉) aber es ermöglichte uns aus der etwas abgelegene Marina recht zügig in die Innenstadt von Vigo zu radeln. Dort liessen wir die Räder bei einem Einkaufscenter stehen und machten uns auf die Altstadt zu erkunden. Leider war zur selben Zeit ein Kreuzfahrtschiff im Stadthafen von Vigo angelegt und so teilten wir uns mit -zig anderen Touristen die Sehenswürdigkeiten. Aber alleine für die gebotene Aussicht über die Ria de Vigo war es den steilen Aufstieg wert gewesen.
Am Freitag 1. September verliessen wir Vigo um nach nur zwei Stunden Fahrt aber UNTER SEGEL in Baiona anzukommen. Wunderschöne Stadt mit einer Burg darauf und im Hafen nebenan lag sogar ein Nachbau der Pinta. Etwas Geschichte: Die Pinta war das schnellste der drei Schiffe, mit denen Christoph Kolumbus auf die Reise nach – wie er glaubte – Ostasien aufbrach und das Lieblingsschiff des Kolumbus. Und eben dieses Schiff traf im März 1493 nach ihrer Teilnahme an der ersten Amerikareise des Christoph Kolumbus hier in Baiona ein.
Nach unserer vergleichsweise völlig unspektakulären Anlandung um 14:15 in Baiona, eilten wir sogleich los um uns wie wir hofften vor der Siesta in der Marina anmelden zu können. Weit gefehlt: Öffnungszeiten von 10:30 – 13:00 und 16:30 – 19:00. Na dann schauen wir uns mal nach einer Bäckerei um – doof, es ist ja Siesta-Zeit. Wir entschieden uns dann einen ‘kleinen’ Spaziergang zu machen der uns schliesslich zwei Stunden auf einem sensationell schönen Pfad rund um die Burg fast immer am Meer entlangführte. Leider hatten wir beide ausnahmsweise die Handys an Bord gelassen (wir wollten ja nur schnell ins Marina Office) und so haben wir nun Null Fotos von diesem wirklich beeindruckenden Rundgang ☹. Dafür konnten wir anschliessend noch etwas Hafenkino schauen und mal wieder im Cockpit zu Abend essen. Früh war dann schon die Schlafanzug-Verteilung, denn wir wollten am nächsten Morgen die 67 Meilen nach Porto um 6:00 in Angriff nehmen.
Samstagmorgen legten wir dann um 7:00 im Dunkeln in Baiona ab. Da es niemand sah, hatten wir schon mal die Gastlandflagge von Portugal noch am Steg gesetzt. Somit wäre das ja schon mal erledigt, weil ja vielleicht dann viel Wind und Wellen unterwegs… Noch im Hafenbecken setzten wir optimistisch unser Grosssegel, denn schliesslich war 15 Knoten Wind vorhergesagt, und kaum waren wir draussen auf dem freien Meer rollten wir noch die Genua aus. Motor aus und mit Grinsen im Gesicht genossen wir fünf Minuten lang das Dahingleiten. Und Schwupps: weg war der Wind! Nun denn: Genua einrollen, Motor anlassen, und der Skipper kann zwei Stunde lang vor sich hindösen während die Bordfrau in den Sonnenaufgang steuerte. Lange begleiten uns zwei Delfine welche sich einen Spass daraus machen, vor dem Bug hin und her zu schwimmen, dann wieder pfeilschnell nach rechts oder links davon zu schwimmen um kurz darauf wieder wie aus dem Nichts neben KISU aufzutauchen. Einer sprang mal direkt neben dem Steuerstand einen Meter hoch aus dem Wasser und hat die Bordfrau damit ziemlich erschreckt. Während dieser Zeit dümpelte der Wind immer so zwischen 3-5 Knoten rum. Mit dem Erwachen des Skippers erwachte auch der Wind langsam und steigerte sich auf 8-10 Knoten. Während dem Segel setzen nahm der Wind bis 23 Knoten zu, so dass wir die Genua nur gerefft ausrollten. Eine tolle Viertelstunde lang blies der Wind uns mit bis zu 10 Knoten Geschwindigkeit vorwärts, bis dann wieder irgendwer fand: ‘So, dass genügt’, Schalter umlegte und Zack: nur noch 5 Knoten Wind. Genua einrollen – Motor an. Dieses Spielchen wiederholten sich eine Stunde später erneut. Auf Skippers Stirn zeichneten sich ziemliche Zornesfalten ob der Dreistigkeit des Windes. Nach etwa einer halben Stunde meinte er: ‘immerhin können wir noch das Grosssegel stehen lassen’. Und Zack: der da oben hat das gehört und nahm uns noch das letzte bisschen Wind so dass es noch nicht mal mehr einer Pusteblume die haarigen Flugschirmchen weggeblasen hätte. Auch das Gross wurde runtergeholt und nun war es an der Reihe der Bordfrau mal ein Nickerchen zu machen. Mit dem ‘Motorboot’ tuckerten wir dann die nächsten Stunden Porto entgegen. Eine Stunde vor dem Hafen frischte der Wind nochmals spektakulär auf, aber der Skipper hatte schon alle Hände voll damit zu tun einer Sperrzone, einer Lade-Schneise für Löschflugzeuge, einem Frachter der abgeschleppt wurde, 3 Regattafeldern (49er) und diversen Fischernetzen auszuweichen und dazu noch die etwas versteckte Hafeneinfahrt zu finden, so dass auf eine weitere Runde Segelsetzen verzichtet wurde 😉
In der Douro Marina wurden wir vom Hafenmeister im Schnellboot (3 x 300PS) in Empfang genommen und er geleitete uns zu dem uns zugeteilten Hafenplatz und nahm auch gleich die Leinen entgegen. Alles sah sehr nett aus und auch wenn wir in der Flugschneise des Flughafens von Porto lagen, störten uns eigentlich nur kleine Flugzeuge, welche nach unserer Ansicht Flugakrobatik über dem Hafengelände mit ohrenbetäubendem Lärm ausübten. Es war inzwischen 16:00 und das Office hatte keine Siesta also brachten wir gleich die Formalitäten hinter uns. Die Dame im Office klärte uns dann darüber auf, dass just an diesem Wochenende das Red Bull Air Race hier in Porto stattfinde. Heute waren die Qualifyings gewesen und morgen sei dann das eigentliche Rennen. Mit vielen weiteren Informationen und dem Hinweis, dass wir nun jeden Morgen als Gratis-Service vom Hafen Brötchen ins Schiff gelegt bekommen werden, verliessen wir das Office und genehmigten uns im Hafenlokal ein himmlisches Glas Portwein und beobachteten die Flut von Einheimischen, welche sich auf dem Heimweg vom Red Bull Air Race befanden. Während wir hier so sassen, sahen wir von weitem, wie die Crew von YUANA auf ihr Segelschiff zurückkamen, welches ebenfalls im Douro Hafen lag. Wir erschlichen uns Zugang auf ihren Steg (jeder Steg kann nur mit entsprechend freigeschaltetem Ausweis betreten werden) und hatten so ein sehr herzliches Kennenlernen auf ihrem Schiff. Sie werde wie wir auch ab Teneriffa mit der Jimmy Cornell ‘Sail the Odyssey’ über den Atlantik nach Barbados reisen.
Anschliessend zogen wir los in das Fischerdorf neben der Marina und fanden dort am Ufer des Flusses Douro ein hübsches Lokal für ein sehr feines Abendessen mit tollem portugiesischem Wein. Ach, geht’s uns gut 😊
Den Sonntag haben wir sehr gemütlich begonnen – gemütlich fortgesetzt – und ebenso gemütlich beendet. Einzig unterbrochen vom Spaziergang auf der Südseite des Flusses Douro entlang. Das Red Bull Air Race wollten wir uns dann doch nicht entgehen lassen. Um 13:00 war das Teilnehmerfeld mit 14 Flugzeugen gestartet und zwischen 15:00 – 16:00 kämpften dann die noch verbliebenen 8 und dann noch die Besten 4 um den Sieg. Es war wirklich eine beeindruckende Darbietung, welche die Piloten uns da mit ihrem Durchflug zwischen den Pylonen auf dem Fluss boten. Zurück auf dem Schiff hängten wir im Cockpit ab und waren dann schliesslich noch zu faul um wieder ins Fischerdörfchen essen zu gehen. Also wurde kurzerhand die Kombüse inspiziert und es fand sich noch ein Glas Sauce Bolognese zu Spaghetti, welches verfeinert vom Skipper und mit grillierten halben Tomaten mit Zwiebel belegt serviert wurde. Wir entschieden uns dann, dass wir nicht wie ursprünglich geplant Porto gleich wieder verlassen würden, sondern hier einen längeren Aufenthalt geniessen wollen. Die Stadt Porto soll es wert sein und wir fühlen uns auch sonst hier wohl. Die Dame vom Office klatschte vor Freude über unserer Nachfrage ob wie noch länger den Hafenplatz behalten könnten in die Hände 😊
So, für die einen war es Montag um auf die Arbeit zu gehen und für uns ein weiterer Sonn(en)tag. Wir statteten Zwecks kaufen von Essen/Trinken sowie der einen oder anderen Sache welche wir benötigen (könnten) dem Einkaufcenter ‘El Corte Inglés einen Besuch ab. Die Marina hatte mit dem Einkaufscenter ein Abkommen welches uns ermöglichte kostenlosen Taxidienst dorthin in Anspruch zu nehmen. Auf Anfrage um 11:30 hiess es, dass um 12:00 bereits eine Fahrt gebucht war, wir da aber noch mitfahren können. In halsbrecherischer Fahrt ging es etwa zwanzig Minuten durch die Stadt Vila Nova de Gaia welche am Südufer des Flusses Douro gleich gegenüber von Porto liegt. Mit dem anderen mitgefahrenen Paar vereinbarten wir, dass um 15:00 die Rückfahrt genehm wäre. Nun ist ja zweieinhalb Stunden nicht die Welt für ein so riiiiiesiges Center. Bald merkten wir, dass wir zügiger shoppen mussten, wenn wir bis zum vereinbarten Termin alles Notwendige beschafft haben wollten. Wir hätten es auch fast geschafft!! Das El Corte Inglés bot den Service an, dass man sämtliche Einkäufe weder sofort bezahlen noch herumtragen muss. Man geht einfach am Ende mit sämtlichen Kassenbons zu einer Ausgabestelle, bezahlt dort alles, erhält auf Allem noch 10% Vergünstigung und bekommt die Ware überreicht. Eigentlich praktisch – wenn’s denn klappen würde. Wir waren zugegeben mit der Zeit ja wirklich etwas knapp dran und es ging bereits auf 15:00 zu, daher ‘parkierte’ Markus mich mit den vier grossen Lebensmitteltaschen im 1.UG und eilte ins 2.UG um die anderen Einkäufe abzuholen. Nun war ja Murphys Law mit ins Einkaufscenter gekommen und somit blieb eine unserer Taschen unauffindbar. 15:10 kam Markus dann angerast (immer noch ohne Tasche) und wir hetzten ins EG zum vereinbarten Treffpunkt um die Anderen zu informieren, dass es etwas Verzögerung geben würde. Wir haben nicht schlecht gestaunt, als uns die Dame am Info-Point mitteilte, dass unser Taxi mit dem Paar bereits gefahren wäre, da sie angenommen hätten, dass wir nicht kämen?!? Aber kein Problem sie würde uns gleich eine Mitfahrgelegenheit im letzten Taxi um 17:00 reservieren. Ja was sollen wir beladen mit schweren Taschen zwei Stunden langmachen? Erst mal musste Markus nun wieder ins 2.UG um die noch fehlende Tasche aufzutreiben. Also wurde ich für die nächste halbe Stunde beim Eingang mit fast allen Taschen erneut ‘parkiert’. Dann endlich wurde die vermisste Tasche doch noch gefunden. Das ‘ersparte’ Geld durch die 10% Vergünstigung investierten wir dann in ein öffentliches Taxi, welches uns in noch halsbrecherischer Fahrt in zehn Minuten zurück zur Marina fuhr.
Leider war es dann zum Abendessen im Cockpit zu windig so dass wir in KISU unten assen. Den fantastischen Sonnenuntergang genossen wir dann aber noch auf dem Steg draussen und haben gefühlte 100 Fotos geschossen (es waren dann doch ‘nur’ 40 😉). Als wir uns gerade wieder in KISU zurückziehen wollten, überraschte uns noch die YUANA-Crew mit ihrem Gegenbesuch. Bei einem sehr netten Plausch liessen wir dann den Abend mit ihnen ausklingen.
Gaby
Hallo zäme
Danke für den einmal mehr super spannenden Bericht. Ich habe nicht Gewusst dass der Skipper velofahen kann😉.
Ich mags euch gönnen wenns gemütlich ist. Geniesst es und weiterhin alles Gute.